Mitteilungen für Haupt- und Ehrenamtliche

Mitteilung

Bereich

Friedensgebet mit russischem Erzbischof


18. März 2022

Wachsamkeit zu Gott und Hilfsbereitschaft den Menschen gegenüber

DRESDEN – Im Vorfeld einer Kirchenleitungssitzung am Freitag, 18. März 2022, wurde im Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt Sachsens  zu einem Friedensgebet eingeladen. Anlass war der noch anhaltende kriegerische Konflikt in der Ukraine mit zunehmenden Opfern an der Zivilbevölkerung und der Zerstörung von Städten und ganzer Landstriche durch russische Truppen und Paramilitärs. Teilnehmende am Friedensgebet waren neben Landesbischof Tobias Bilz, Mitarbeitende des Hauses, Mitglieder der Kirchenleitung und der russische Erzbischof Dietrich Brauer.

„Wir haben den Eindruck einer apokalyptischen Situation“, sagte Landesbischof Tobias Bilz im Hinblick auf die Ukraine. Trotzdem bleibe Gott Herr der Ermutigung in Zeiten des Wachwerdens und Sterbens, in Zeiten der Müdigkeit an Körper, Seele und Geist, wenn der Glaube scheinbar an Kraft verliere. Von der Krise werde aber die Landeskirche, Deutschland und Europa aufgestört, schon vorher bezogen auf Klimawandel und Corona - jetzt, durch den Krieg. Der Landesbischof hofft, „dass wir die überdrüssige Schläfrigkeit abschütteln, vom nur eigenen Wohl wegkommen“. Die Politik stünde vor schwierigen Entscheidungen. Er sehe sie in positiver Verantwortung,  nicht nur den Selbstschutz zu sehen. Für Christen bedeute dies, Wachsamkeit zu Gott und Hilfsbereitschaft den Menschen gegenüber, so Bilz.

Erzbischof Brauer dankte für die Aufnahme in Deutschland und das Willkommen durch die Landeskirche, mit der eine langjährige Partnerschaft bestehe. Sie hätte an Bedeutung gewonnen.  Jetzt sei aus einer Kirchengemeinschaft eine Gebetsgemeinschaft geworden, auch mit der Ukraine und anderen Ländern. In Russland sei gemeinsames Beten mit Erwähnung des Krieges verboten. Das sei eine bittere Wahrheit. Die Zukunft gehöre dem Herrn, der Kraft gebe, Mauern zu überwinden. Brauer rief zu gegenseitiger brüderlicher Liebe auf.

Erzbischof Brauer (39) gelang es vor wenigen Tagen, mit seiner Familie über Umwege Russland zu verlassen und in Deutschland Aufnahme zu finden. Dietrich Brauer ist seit 2011 Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) und seit 2014 Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland (ELKR) mit Sitz in St. Petersburg. Er ist in Wladiwostok geboren, wuchs in Moskau auf und absolvierte verschiedene Ausbildungen und sein Theologiestudium. Als Grund für seine Flucht werden zunehmende Drohungen und Versuche der Einflussnahme von Staatsvertretern genannt, die von ihm die prorussische Sicht auf den Krieg erzwingen wollten.

Die sächsische Landeskirche hat seit 2014 offizielle Partnerschaftsbeziehungen zur ELKER, die sich auf einem riesigen Gebiet bis zum Ural erstreckt. Seit dieser Zeit gab es verschiedene Kontakte, die u.a. gegenseitige Besuche beinhalteten. 2018 besuchte eine Delegation unter Leitung des damaligen Landesbischofs die ELKER. Mit der Propstei Moskau unterhält der Kirchenbezirk Dresden Mitte partnerschaftliche Beziehungen.

Bischof Brauer befindet sich auf der Weiterfahrt nach Berlin, wo er um 18:00 Uhr im Berliner Dom ebenfalls an einem Friedensgebet für die Ukraine teilnehmen wird. Zum Friedensgebet hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zusammen mit Kirchenvertretenden aus der Ukraine und Russland sowie Partnern aus der deutschen Ökumene eingeladen. Liturgische leiten werden die Andacht die Ratsvorsitzende Präses Dr. Annette Kurschus, Vorsitzende des Rates der EKD und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, und Bischöfin Petra Bosse-Huber, Leiterin der Ökumene- und Auslandsarbeit der EKD.

Interview mit Erzbischof Brauer (Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg)

Erzbischof Dietrich Brauer, Landesbischof Tobias Bilz, Synodalpräsidentin Bettina Westfeld
Bischof Dietrich Brauer (l.) Ökumene-Referent Friedemann Oehme (r.)

Teilen Sie diese Seite