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Sachsens zentraler Pfarrertag in Meißen


11. September 2019

Ein besonderer Tag am besonderen Ort als stärkendes Zeichen

MEISSEN – Der sächsische Pfarrertag 2019 fand am 11. September in Meißen statt. Die rund 600 Pfarrerinnen und Pfarrer, darunter auch interessierte Ruheständler, trafen sich auf dem Meißner Burgberg, bevor der Tag im Dom zu Meißen mit einem Abendmahlsgottesdienst begann. Der Meißner Superintendent Andreas Beuchel begrüßte die Besucher, darunter den Meißner Oberbürgermeister Olaf Raschke. Nach den letzten Treffen in Dresden, Chemnitz und zuletzt in Leipzig fand der diesjährige 6. Zentrale Pfarrertag zum ersten Mal in Meißen statt. Zu dieser großen „Dienstbesprechung“ hatte der Landesbischof eingeladen.

Predigt

Für Landesbischof Dr. Carsten Rentzing sei dies ein besonderer Tag an einem besonderen Ort und ein stärkendes Zeichen. Denn von hier aus habe in Sachsen der christliche Glaube seinen Anfang genommen. Die Geschichte des christlichen Glaubens gehe aber weiter. Auch in heutiger Zeit sei der Pfarrberuf häufig von Schwierigkeiten hinsichtlich struktureller Veränderungen begleitet. Deshalb könne die Rückbesinnung auf die Ordination Kraft und Mut geben, sagte er und kündigte ein anschließendes Ordinationsgedächtnis an.

Allen solle vor Augen stehen, dass die Welt das Evangelium brauche. In der Predigt  dankte er jenen, die sich in der letzten Zeit in Politik und Gesellschaft eingebracht hätten. Gerade ihnen wolle er „den Rücken stärken“, obwohl es unterschiedliche Meinungen und Haltungen in der Auseinandersetzung zwischen Besonnenheit und Härte gebe. Dr. Rentzing appellierte, nicht der Versuchung von Spaltung zu erliegen und sich „nicht auseinanderdividieren zu lassen“. „Dem sollten wir entgegentreten und uns für einen friedlichen Umgang einsetzen. Ausgrenzung führe zu Gewalt“, sagte er.

Der Ministerpräsident, der eingeladen war, aber aus aktuellem Anlass nach der Wahl nicht kommen konnte, werde, wie auch alle, die in der Politik Verantwortung tragen würden, in das Gebet aufgenommen. Der kirchliche Auftrag sei, Menschen wieder zu ermutigen, selbst Zeugen des Evangeliums zu werden. Dr. Rentzing glaube mehr an verheißungsvolle Perspektiven als an die Prognosen sinkender Zahlen. „Ich bin bei euch bis an das Ende der Welt“, verwies er auf Christi Verheißung. Dies erinnere an den Augenblick der Berührung in der Ordination. Jetzt sei Zeit inne zu halten, eine Zeit des Gebets sowie Fragen nach dem Weg aufzugreifen.

Ordinationsgedächtnis 

Nach der Predig folgte das Ordinationsgedächtnis und es wurden die Verpflichtungsworte für die Pfarrerinnen und Pfarrer in Erinnerung gerufen sowie die Worte der angesprochenen Gemeinde wiederholt. Der Landesbischof schloss die Worte an: „So sind wir berufen, gesegnet und gesendet. Wir sind unterwegs mit allen, die zum Volk Gottes gehören und stehen in der Dienstgemeinschaft mit allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Im Auftrag Jesu Christi haben wir unseren Dienst getan, freudig und kraftvoll, aber auch erschöpft und verzweifelt. Wir wurden gehalten von Gottes Gnade, begleitet in guten und in schweren Tagen.“
Anschließend wurde dazu aufgerufen, sich zuzuwenden, sich die Hand zu reichen und sich das Zeichen des Kreuzes oder ein Wort des Zuspruchs und der Vergewisserung zu geben.

Grußwort und Impulsvortrag 

Im Anschluss grüßte Oberbürgermeister Raschke die Anwesenden. Er zeigte sich dankbar und berührt, an diesem besonderen Ereignis teilnehmen zu können, vor allem in der voll besetzten Kirche. Er erinnerte an die Ursprünge dieses für Sachsen so geschichtsträchtigen Ortes und verwies auf das kommende 1.100-jährige Jubiläum, das ein „großes Sachsenerlebnis“ werden solle. Mit dem Domstift sei hier die älteste Institution Sachsens ansässig. „Was uns trägt!“, heiße das Motto. Für manche sei es der Glaube, vor 30 Jahren waren es die Ereignisse in Ungarn oder in Leipzig die Friedensgebete gewesen. Er sei gespannt, was zum Thema gesagt würde und der Oberbürgermeister wünschte allen Teilnehmenden einen begegnungsreichen Tag.

Der Dresdner Pfarrer Christoph Dr. Ilgner griff anschließend in seinem Impulsvortrag das Thema auf. Zunächst brachte er Beispiele, was alles von Menschen als tragend angesehen werde. Den geäußerten und nett gemeinten Bezug beispielsweise von jungen Menschen auf das ICH, das DU und das WIR sei letztlich die Einengung auf sich selbst. „Könne das wirklich der Gegenstand des eigenen Glaubens sein?“, fragte er. Für ihn seien Stichworte wie Familie, Liebe, Kultur, Tradition und vieles mehr auch nicht mehr als ein Sammelsurium, was das Geländer und die Planken der Brücke ausmachten, aber nicht der steinerne und tragende Bogen, so Dr. Ilgner.

Was den Brückenschlag verhindern könne, oder was ein gestörtes Verhältnis zu Gott ausmache, sehe er in drei Mustern des Selbstverlustes. Der Selbstverlust durch Schönreden sei Beispiel für einen unentschlossenen Menschen, bei dem die Gegenwart im Rückblick verloren gehe. Er verharre im missratenen Gestern.
Der Selbstverlust durch Zielverfehlung kennzeichne die „Sünde“ im Beziehungsverlust zu Gott. Es sei ein „Fehlschuss“, vom Ausgang her ein fester Vorsatz, aber letztlich Ende es im Scheitern. Damit verliere sich der Mensch.
Selbstverlust durch „unableitbare Angst“ sei keine Furcht vor dem Konkreten, sondern eine Grundbefindlichkeit des Menschen, die die Welt als unheimlich empfinde.

Das Licht des Getragensein werde aber nur vor dieser Dunkelheit sichtbar, meint er. Was trägt nun? „Gott ruft!“, sagt er. Nicht das ICH müsse sich in den Mittelpunkt stellen, sondern die Erkenntnis, dass „ich von Anfang an geschenkt bin“. Auf die „Selbstheit“ „Selbsthabe“ und „Meinheit“ könne verzichtet werden und stattdessen das DU treten.
„Gott sieht!“, nicht, wie das Auge, das blind für sich selbst sei, sondern mit dem Blick ins andere Auge, das mögliche Gefühle und Zustände offen legt. Christus habe Petrus in die Augen geschaut und löste damit dessen schuldbare Verwandlung mit Liebe und Zuversicht. Gerne wollten wir Gott schauen, aber Gott sei uns schon zuvorgekommen, sagte Dr. Ilgner.
„Gott hält fest!“ bedeute im Bild gesprochen, dass er wie eine Radnabe im Zentrum sei und die Speichen festhalte. Sie seien Fliehkräften ausgesetzt, denen aber Gott entgegenhalte. Letztlich führe dies zu einem Urvertrauen, wie vom Kind zur Mutter. Hier trenne sich dann viel Wesentliches vom Unwesentlichen. Er schloss mit einem Zitat und plädierte dafür, Gott so zu suchen, wie er sei und nicht, wie wir ihn ausstaffiert sehen wollten.  

Gruppengespräche, Mittagspause und Informationen

Nach anschließenden Gruppengesprächen zum Vortragsthema und der Mittagspause gab es noch eine kurze Informationsrunde, in der Oberlandeskirchenrat Dr. Thilo Daniel dazu ermutigte, bei allen Schwierigkeiten im Gespräch zu bleiben.

Hier hatte auch Präsident Hans-Peter Vollbach die Gelegenheit sich den Teilnehmenden persönlich vorzustellen.

Hintergrund und Geschichte

Die Teilnahme am Pfarrertag ist für alle amtierenden Pfarrerinnen und Pfarrer verpflichtend, auch für jene, die nicht in Gemeindepfarrstellen Dienst tun. Der Pfarrertag ist neben den Visitationen und Einzelgesprächen die wichtigste Möglichkeit für den Landesbischof, mit den Pfarrerinnen und Pfarrern der Landeskirche in Kontakt zu kommen. Als leitender Geistlicher ist es eine seiner wesentlichen Aufgaben, die Pfarrerschaft mit dem Wort Gottes zu leiten, deren Fortbildung zu verantworten und die Pfarrerinnen und Pfarrer in ihrem Dienst zu ermutigen. Dem diente auch der Gottesdienst als geistlicher Auftakt des Pfarrertages. Im gemeinsamen Abendmahl fand auch die Dienstgemeinschaft der Pfarrerinnen und Pfarrer ihren geistlichen Ausdruck.

Der erste zentrale Pfarrertag in Sachsen vor zwölf Jahren kam Bundeskanzlerin Angela Merkel als Gastrednerin in die Dresdner Frauenkirche. Seit dem findet alle zwei Jahre ein zentraler Pfarrertag in Sachsen statt.
Der erste nachweisliche Pfarrertag hat nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1946 stattgefunden. Seit zwölf Jahren finden diese Tagungen im jährlichen Wechsel als regionale und zentrale Pfarrertage statt. Derzeit stehen über 600 Pfarrerinnen und Pfarrer aktiv im Dienst der sächsischen Landeskirche.      

 

(u.l.) Meißner Oberbürgermeister Olaf Raschke
Gruppenarbeit nach dem Gottesdienst
Stände beim Begleitprogramm am Domplatz
Essenausgabe auf dem Domplatz
Abschluss mit Präsident Hans-Peter Vollbach (m.)

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