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Landesbischof i.R. Johannes Hempel heute verstorben


23. April 2020

Mit großer geistlicher Vollmacht gewirkt und wichtige Impulse gesetzt

DRESDEN – Im Dresdner Altenzentrum der Diakonissenanstalt starb am gestrigen 23. April 2020 der ehemalige Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Dr. theol. Dr. h.c. Johannes Hempel, im Alter von 91 Jahren. Er war von 1972 bis 1994 sächsischer Landesbischof und von 1991 bis 1997 stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Über die Grenzen der Landeskirche hinaus galt Hempel als ein hervorragender Theologe und Prediger. Seine letzten Amtsjahre waren geprägt von den Ereignissen der Friedlichen Revolution und der Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse, die auch erhebliche Auswirkungen auf die Kirchen hatten.

Der amtierende Landesbischof Tobias Bilz habe Johannes Hempel als eine eindrückliche Persönlichkeit erlebt, die ihm als jungem Theologen tiefen Respekt eingeflößt habe. „Er war eine Autorität. Schwierige Situationen zu ordnen und das wegweisende Wort zu sprechen, war eine seiner großen Stärken.“

Für Dr. Hempels unmittelbaren Nachfolger im Bischofsamt, Landesbischof i.R. Volker Kreß (1994-2004), der ihn seit 1963 aus der Zeit seines eigenen Studiums als Studentenpfarrer in Leipzig kenne, sei Johannes Hempel eine große, eine bedeutende Persönlichkeit dieser Kirche gewesen: „Er war 22 Jahre Landesbischof unserer Landeskirche und hat besonders in den dramatischen Zeiten vor und nach 1989 mit großer geistlicher Vollmacht gewirkt und wichtige Impulse gesetzt. Ich habe Johannes Hempel als einen überragenden Prediger und einen tiefgründigen Theologen kennengelernt. Seiner Weisheit und seinem Rat verdankt unsere Kirche sehr viel. Auch in der Ökumene war er als Präsident des Weltkirchenrates eine überaus wichtige Persönlichkeit. Als stellvertretender Ratsvorsitzender des ersten gemeinsamen Rates der EKD nach der Wiedervereinigung hat er die Weichen gestellt für einen Übergang unserer Kirche in eine neue gesellschaftliche Wirklichkeit“, so Landesbischof i.R. Kreß.

Auch Landesbischof i.R. Jochen Bohl würdigte das Wirken von Dr. Hempel als Theologen, der das politische Handeln der Kirche unter den schwierigen Bedingungen in der DDR immer auf exzellente Weise theologisch begründet habe. „Johannes Hempel war ein außergewöhnliche Persönlichkeit, die theologische Kompetenz, geistliche Lebensführung und gesellschaftliche Wirksamkeit in besonderer Weise vereinte.“, so Jochen Bohl.

Dr. Hempel war als leitender Geistlicher und Nachfolger des 1971 verstorbenen sächsischen Landesbischofs Dr. Gottfried Noth nicht nur im Bischofsamt, sondern vor allem auch für die Kontakte zu Kirchen anderer Länder prägend. So war er seit 1975 Mitglied des Zentralausschusses und des Exekutivausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf und ab 1983 einer der sieben Präsidenten des ÖRK.

1981 wurde er leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in der DDR und ab 1982 Vorsitzender der Konferenz der ostdeutschen Kirchenleitungen.

Von Weggefährten wurde Dr. Hempel als Person der deutsch-deutschen (Kirchen-)Geschichte gewürdigt, der die sächsische Landeskirche in schwierigen Zeiten zwischen der notwendigen Abgrenzung und Abwehr ideologischer Übergriffe und der gebotenen Koexistenz mit dem atheistischen Staat und seinen Repräsentanten geleitet habe. Seine Perspektive der ostdeutschen Landeskirchen sei in die Beratungen des ersten Rates der wiedervereinigten BRD eingebracht worden und trug wesentlich zu einer Integration der unterschiedlichen kirchlichen Traditionen in der neuen EKD bei.

Leitender Bischof der VELKD würdigt den früheren sächsischen Landesbischof

Zum Tod von Landesbischof i. R. Dr. Johannes Hempel sprach auch der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Ralf Meister (Hannover), den Angehörigen seine Anteilnahme aus und würdigte die zahlreichen Funktionen und vielfältigen Verdienste des Verstorbenen.

"Landesbischof i. R. Johannes Hempel hat mit viel Engagement und Leidenschaft, mit Gottvertrauen und geistlicher Wirkkraft seinen Dienst ausgeübt. Er war ein Experte für Ökumene und hat unter großen Herausforderungen in unterschiedlichen politischen Systemen Kirchengeschichte gestaltet und geprägt. Die Verkündigung des Evangeliums in klaren Worten sowie sein Engagement für Demokratie und Frieden waren ihm ein großes Anliegen. Wir gedenken seiner mit Achtung und großem Dank. Als Landesbischof der hannoverschen Landeskirche spreche ich auch den Geschwistern in unserer sächsischen Partnerkirche unsere Anteilnahme aus."

Dr. Johannes Hempel war unter anderem Leitender Bischof der VELKD - Bereich Ost (VELK DDR), stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland und einer der sieben internationalen Präsidenten des Ökumenischen Rates der Kirchen. 

Ratsvorsitzender der EKD würdigt verstorbenen Bischof i. R. Johannes Hempel
 
Zum Tod von Landesbischof i. R. Johannes Hempel, der von 1991 bis 1997 stellvertretender Vorsitzender des ersten Rates der wiedervereinigten EKD war, hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, seine Trauer ausgedrückt und die vielfältige Arbeit Hempels gewürdigt:
 
„Die Nachricht vom Tode Johannes Hempels hat bei mir Trauer ausgelöst über den Verlust eines gerade in seiner Bescheidenheit großen Menschen. Ich empfinde aber auch viel Dankbarkeit für den Segen, der auf seinem langen Leben gelegen hat und der aus diesem Leben für so viele Menschen und unsere ganze Kirche erwachsen ist. In einer für das Zusammenwachsen der Kirche im Osten und Westen Deutschlands besonders wichtigen Phase wurde er als erster ostdeutscher Landesbischof 1991 stellvertretender Vorsitzender des ersten Rates der wiedervereinigten EKD. Ihm ging es immer um eine authentische Kirche, die ausstrahlt, wovon sie spricht. Dazu gehörte auch sein besonderes Engagement im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und das darin zum Ausdruck kommende Bemühen, sichtbar zu machen, dass wir jenseits der Konfessionen und nationalen oder kulturellen Hintergründe die eine Kirche Jesu Christi sind. Ich danke Gott, dass er uns diesen Menschen Johannes Hempel geschenkt hat. Er ist jetzt in guter Hand.“

Zu Leben und Wirken

Johannes Hempel wurde 1929 in Zittau geboren und studierte nach dem Abitur zunächst in Tübingen Philosophie, Germanistik und Geschichte. 1950 entschied er sich in Heidelberg zusätzlich für das Theologiestudium und wechselte 1951 an die Kirchliche Hochschule Berlin. Er wurde später Pfarrer in Gersdorf im damaligen Kirchenbezirk Glauchau.

1958 nahm Hempel seinen Dienst an der Leipziger Thomas-Matthäi-Kirchgemeinde auf, wo er gleichzeitig als Studieninspektor am Predigerkolleg St. Pauli in Leipzig tätig wurde. In dieser Zeit promovierte Hempel zum theologischen Thema  > Vision und Offenbarung in Franz Werfels Romanen "Jeremias" und "Das Lied von Bernadette" < und leistete damit einen Beitrag zur Frage nach einer evangelisch-theologischen Literaturkritik.

Von 1963 bis 1967 übernahm Dr. Johannes Hempel den Dienst als Studentenpfarrer in Leipzig, bevor er 1967 bis zu seiner Bischofswahl 1972 als Studiendirektor an das Predigerkolleg zurückkehrte.

1983 wurde dem damaligen Landesbischof die Würde eines Ehrendoktors der Theologie an der damaligen Karl-Marx-Universität verliehen. 1984 und 1987 folgten die Verleihungen der Ehrendoktorwürde an der südenglischen Universität von Kent und Canterbury und am amerikanischen Muhlenberg College in Allentown, Pennsylvania.

Hempel wurde 2003 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und dafür geehrt, dass er immer wieder Menschen half, die in der DDR wegen ihres Glaubens in Konfliktsituationen gerieten. Auch sein aktiver und gestalterischer Beitrag im politischen und gesellschaftlichen Umbruch wurde in diesem Zusammenhang gewürdigt.

Literatur:

  • Johannes Hempel: Erfahrungen und Bewahrungen. Ein biografischer Rückblick im Gespräch mit Udo Hahn. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig. [2004].
  • „Evangelisches Christsein“- Kernpunkte. Erläuterungen. Impulse. Radius-Verlag Stuttgart. [2009]
Am Ende steht der Mensch - Johannes Hempel
Dr. Hempel 1978 auf dem Kirchentag in Leipzig
Porträt Dr. Hempel, gemalt von Christoph Wetzel
Landesbischöfe i.R. Dr. Johannes Hempel und Volker Kreß
Udo Hahn: „Annehmen und frei bleiben. Landesbischof i.R. Johannes Hempel im Gespräch“ (208 Seiten) ,1996, Lutherisches Verlagshaus Hannover. Der Band enthält neben dem Geleitwort des Leitenden Bischofs der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Horst Hirschler, auch zahlreiche Predigten und weitere Texte Hempels.

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