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Landesbischof i.R. Hempel wird 90


22. März 2019

Seine klare christliche Haltung war Orientierung

DRESDEN - Der in Dresden lebende frühere Landesbischof Dr. theol. Dr. h.c. Johannes Hempel wird am 23. März 90 Jahre alt. Er war von 1972 bis 1994 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und von 1991 bis 1997 stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Über die Grenzen der Landeskirche hinaus galt Hempel als ein hervorragender Theologe und Prediger.

In der Nachfolge des 1971 verstorbenen sächsischen Bischofs Dr. Gottfried Noth waren neben dem Bischofsamt vor allem die Kontakte zu Kirchen anderer Länder prägend für Hempels Tätigkeit als leitender Geistlicher. So war er seit 1975 Mitglied des Zentralausschusses und des Exekutivausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf und ab 1983 einer der sieben Präsidenten des ÖRK.

Ab 1981 war er leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in der DDR und ab 1982 Vorsitzender der Konferenz der ostdeutschen Kirchenleitungen.

Zum 90. Geburtstag von Dr. Johannes Hempel am kommenden Sonnabend wird ihn Landesbischof Dr. Carsten Rentzing im Dresdner Altenzentrum der Diakonissenanstalt besuchen. Er hebt das Verdienst des früheren Landesbischofs hervor, sich in schwierigen Zeiten gleichermaßen umsichtig für das Wohl des Einzelnen, aber auch für die Interessen der Kirche eingesetzt zu haben. Dr. Hempel habe Räume der Verständigung und des Ausgleichs angeboten. „Seine klare christliche Haltung war Orientierung und ein Beispiel dafür, eigene Positionen gegenüber gesellschaftlichen Zwängen mutig zu vertreten“, so Dr. Rentzing.  

Von Weggefährten wurde Dr. Hempel als Person der deutsch-deutschen (Kirchen-)Geschichte gewürdigt, der die sächsische Landeskirche in schwierigen Zeiten zwischen der notwendigen Abgrenzung und Abwehr ideologischer Übergriffe und der gebotenen Koexistenz mit dem atheistischen Staat und seinen Repräsentanten geleitet habe. Seine Perspektive der ostdeutschen Landeskirchen sei in die Beratungen des ersten Rates der wiedervereinigten BRD eingebracht worden und trug wesentlich zu einer Integration der unterschiedlichen kirchlichen Traditionen in der neuen EKD bei.

Dr. Hempels unmittelbarer Nachfolger im Bischofsamt, Landesbischof i.R. Volker Kreß (1994-2004), äußert seine „Hochachtung vor einem großartigen Theologen und eindrücklichen Prediger mit wunderbarer menschlicher Bescheidenheit". Kreß kennt Hempel seit 1963 aus der Zeit seines eigenen Studiums, als Hempel Studentenpfarrer in Leipzig war. Seit jener Zeit verbindet beide eine besondere menschliche Nähe.

Johannes Hempel wurde 1929 in Zittau geboren und studierte nach dem Abitur zunächst in Tübingen Philosophie, Germanistik und Geschichte. 1950 entschied er sich in Heidelberg zusätzlich für das Theologiestudium und wechselte 1951 an die Kirchliche Hochschule Berlin. Er wurde später Pfarrer in Gersdorf im Kirchenbezirk Glauchau.

1958 nahm Hempel seinen Dienst an der Leipziger Thomas-Matthäi-Kirchgemeinde auf, wo er gleichzeitig als Studieninspektor am Predigerkolleg St. Pauli in Leipzig tätig wurde.

In dieser Zeit promovierte Hempel zum theologischen Thema  > Vision und Offenbarung in Franz Werfels Romanen "Jeremias" und "Das Lied von Bernadette" < und leistete damit einen Beitrag zur Frage nach einer evangelisch-theologischen Literaturkritik.

Von 1963 bis 1967 übernahm Dr. Johannes Hempel den Dienst als Studentenpfarrer in Leipzig, bevor er 1967 bis zu seiner Bischofswahl 1972 als Studiendirektor an das Predigerkolleg zurückkehrte.

1983 wurde dem damaligen Landesbischof die Würde eines Ehrendoktors der Theologie an der damaligen Karl-Marx-Universität verliehen. 1984 und 1987 folgten die Verleihungen der Ehrendoktorwürde an der südenglischen Universität von Kent und Canterbury und am amerikanischen Muhlenberg College in Allentown, Pennsylvania.

Hempel wurde 2003 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und dafür geehrt, dass er immer wieder Menschen half, die in der DDR wegen ihres Glaubens in Konfliktsituationen gerieten. Auch sein aktiver und gestalterischer Beitrag im politischen und gesellschaftlichen Umbruch wurde in diesem Zusammenhang gewürdigt.

Literatur:

  • Johannes Hempel: Erfahrungen und Bewahrungen. Ein biografischer Rückblick im Gespräch mit Udo Hahn. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig. [2004].
  • „Evangelisches Christsein“- Kernpunkte. Erläuterungen. Impulse. Radius-Verlag Stuttgart. [2009]
Landesbischof Dr. Johannes Hempel auf dem Kirchentag 1978
Dr. Hempel war 22 Jahre sächsischer Landesbischof
Gratulation von Volker Kreß (r.) zum 85. Geburtstag von Dr. Johannes Hempel
Vier Bischöfe nebeneinander
(v.l.n.r.) Bischöfe Volker Kreß, Dr. Johannes Hempel, Dr. Carsten Rentzing (amt.), Jochen Bohl

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