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»Flügelschläge«


22. Januar 2025

Impulse über das Wirken des Heiligen Geistes in Theologie und Kirche

LEIPZIG - Der 7. Studientag für Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Ehrenamtliche im Verkündigungsdienst nahm am 20. Januar 2025 in Leipzig „Flügelschläge des Heiligen Geistes“ in den Blick. Ungefähr 110 Personen, unter ihnen rund 40 Prozent Prädikantinnen und Prädikanten, besuchten diese Kooperationsveranstaltung zwischen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig.

Inhaltlich verantwortete in diesem Jahr das Institut für Neutestamentliche Wissenschaft die Veranstaltung und gab gemäß des Themas Raum für Impulse über das Wirken des Heiligen Geistes in Theologie und Kirche.

So fragte, der Leipziger Professor für Neutestamentliche Wissenschaft, Dr. Jens Herzer, in seinem Vortrag nach den Beziehungen zwischen menschlicher Erfahrung und bildhaften Vorstellungen des Heiligen Geistes. Mit seinem Leipziger Kollegen Professor Dr. Marco Frenschkowski war er sich darin einig, dass Geist zuerst eine Dimension religiös gedeuteter Erfahrung sei. „Die Vorstellung von einer Materialität des Geistes entsteht durch die Metaphern, in denen wir vom Geist sprechen“, so Herzer.

In der paulinischen Theologie sei die Erfahrungsdimension des Geistes besonders präsent. Für Paulus zeige sich die Wirkmacht des Geistes in der paradoxen Gleichzeitigkeit der Erfahrung von Schwachheit und Ausgeliefertsein einerseits und der Erfahrung von Stärke und Gewissheit andererseits.
Professor Frenschkowski beschrieb angesichts der Vielfalt der neutestamentlichen Bezeugungen des Geistwirkens den Heiligen Geist als Kraft, Energie und Willen. Nach dessen Ansicht verwirkliche sich Gott nicht allein in der Ethik, sondern in Charismen, in Dingen, die in der Gemeinde geschehen und Menschen zum Erblühen, zum Leben und zur Freude bringen würden. Der unverstellte Blick auf Erfahrungen und Begabungen des Geistes habe auch Konsequenzen für die Ekklesiologie: Kirche sei nicht dort, wo man hingehe um etwas mitzunehmen, sondern wo jeder der hinkomme, etwas mitbringe.
Der Neutestamentler plädierte für einen neugierigen und unverstellten Blick auf die Erfahrungen und theologischen Reflexionen charismatischer Gemeinschaften und Kirchen.

In einem dritten Vortrag wurde die Rede vom Heiligen Geist aus textüberlieferungsgeschichtlicher Perspektive untersucht. Unter der Überschrift „Der Geist weht in den Varianten“, zeigten die Rostocker Theologieprofessorin Dr. Soham Al-Suadi und ihr Mitarbeiter Dr. Zacharias Shoukry auf, welcher Variantenreichtum die Überlieferung neutestamentlicher Schriften in Bezug auf die Rede vom Heiligen Geist aufweist.

Einzelbeispiele der Textüberlieferungen machten deutlich, dass es in der frühen wie auch späteren Überlieferungsgeschichte bei der Rede vom Geist immer wieder verschiedene und auch gegensätzliche Interessen an einer Konkretisierung, Sakralisierung oder Theologisierung gegeben habe. Die beiden Theologen gaben zugleich Einblicke in die neueren Arbeitsweisen und Ergebnisse neutestamentlicher Textwissenschaft. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert an der theologischen Fakultät Rostock derzeit ein großes Forschungsprojekt.

Am Nachmittag wurden pneumatologische Fragen, also solche, die sich mit dem Wirken von Gott als Geist beschäftigen, interdisziplinär vertieft. Die Teilnehmenden konnten hierfür aus einer Vielzahl von Workshops wählen. Neben der Beschäftigung mit dem biblischen Urtext oder seinen religionsgeschichtlichen frühjüdischen Bezügen war zudem eine systematisch-theologische oder praktisch-theologische Weiterarbeit am Thema möglich. Dafür erhielt das Team vom Leipziger Institut für Neutestamentliche Wissenschaft Unterstützung von Professor Dr. Zimmerling (Praktische Theologie) und Professor Dr. Barth (Systematische Theologie).Der Studientag wird seit 2018 gemeinsam von der Landeskirche und der Theologischer Fakultät veranstaltet. Aktuelle wissenschaftliche Debatten und Ergebnisse der jüngeren theologischen Forschung werden im Rahmen einer eintägigen Fortbildungsveranstaltung mit den Fragen des Verkündigungsdienstes ins Gespräch gebracht werden.

Zielgruppe sind Pfarrpersonen, Mitarbeitende und Ehrenamtliche im Verkündigungsdienst. Bisherige Themen waren: Schrifthermeneutik (2018); neuere Jesusforschung (2019); Luthers Hauptschriften (2020), Religion und Öffentlichkeit (2022), sowie Kirche der Zukunft – Zukunft der Kirche (2023) und das Alte Testament als Widerstandsliteratur (2024). In ökumenischer Verbundenheit findet die Veranstaltung in der neuen Propsteikirche St. Trinitatis in Leipzig statt.

Pausengespräche beim Theologischen Studientag in Leipzig
(v.l.n.r.) Prof. Dr. Marco Frenschkowski, Dr. Zacharias Shoukry, Prof. Dr. Soham Al-Suadi, Prof. Dr. Jens Herzer
Mitarbeiterinnen der Fakultät trugen zum Gelingen des Studientages bei

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