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Australische Aborigines-Sprachlehrerin zu Gast


03. Oktober 2019

Belebung der Kaurna-Sprache mit Hilfe der Grammatik Leipziger Missionare

LEIPZIG – Bis heute, 3. Oktober, war auf Einladung des Leipziger Missionswerkes die Australierin Kira Bain in Deutschland zu Gast. Die 21-jährige gehört zur Aboriginesgruppe der Ngarrindjeri in Südaustralien. Sie ist als Sprachlehrerin für die Aborigines-Organisation Kaurna Warra Karrpanthi (KWK) tätig, die seit 2013 Kaurna-Sprachkurse anbietet und in Kooperation mit Linguisten der Universität Adelaide auch Namens- und Bezeichnungfragen für die Kaurna-Sprache klärt.

Die Kaurna-Sprache (Gana gesprochen) ist die Originalsprache der Adelaide Plains im Süden Australiens. Mit der restriktiven Sprachpolitik der britischen Kolonialherren starb sie in den 1860er-Jahren als Alltagssprache aus. Die Sprache wurde jedoch von zwei Leipziger Missionaren, Clamor Schürmann und Christian Teichelmann, zwischen 1838 und 1857 aufgezeichnet. Sie waren die einzigen, die neben Wörterlisten auch eine Kaurna-Grammatik verfassten.

Insgesamt wurden etwa 3.000 von heute geschätzten 10.000 Kaurna-Wörter erfasst. Nun werden auf der Basis der vorhandenen Muster neue Worte konstruiert. Der Computer heißt beispielsweise übersetzt „Blitzgehirn“. Gleiches ist mit Hilfe der Linguisten Rob Amery, Mary Anne Gale und Ghil’ad Zuckermann auf Grundlage der Sprachaufzeichnungen der Leipziger Missionare Samuel Klose und Eduard Meyer für die Ngarrindjeri- und Barngarla-Sprache geschehen.

Während ihres Besuchs nahm sie u.a. als Referentin an der Tagung „Indien: Die wahre Geschichte unserer Völker - Sprache - Widerstand - Perspektiven im internationalen Jahr (2019) für indigene Sprachen“  in Bad Boll teil. Dann reiste sie nach Hamburg zur Hartwig-Hesse-Stiftung und nach Göttingen zur Gesellschaft für bedrohte Völker, bevor sie heute die Rückreise nach Australien antreten wird.

Mit dem LWB-Jubiläum 2011 kam die Erinnerung zurück

Zum 175. Bestehen des Leipziger Missionswerks im Jahre 2011 waren zu einer Festveranstaltung in Dresden auch Vertreter der Aborigines sowie Vertreter der Lutherischen Kirche aus Australien zu Gast. Am Abend des 17. August wurde an das Wirken der ersten von Dresden ausgesendeten Missionare (die "Dresdener 4") erinnert. 1838 reisten Christian Gottlob Teichelmann und Clamor Wilhelm Schürmann aus, zwei Jahre später August Eduard Meyer und Samuel Gottlieb Klose.

Die vier Missionare lebten, lehrten und lernten mit den Aborigines 15 Jahre gemeinsam in der Gegend um Adelaide in Südaustralien. Bereits 1846 wurde die Mission eingestellt, da die ursprüngliche Bevölkerung von der englischen Kolonialmacht immer weiter zurückgedrängt wurde und keine "Missionserfolge" zu verzeichnen waren.

Was hier seitdem in Vergessenheit geriet: Die Missionare haben unter anderem Wörterbücher verschiedener einheimischer Sprache erstellt sowie Alltagsgegenstände gesammelt und beschrieben. Damit haben sie einen äußerst bedeutsamen Beitrag zur Erhaltung der Kultur geliefert. All dies kam im Zuge der Jubiläumsfeierlichkeiten 2011 in Deutschland ins Bewusstsein zurück. Das Bemühen um die Wiederbelebung von Sprache und Grammatik wurde eindrücklich von den Gästen aus Australien geschildert.  

https://www.adelaide.edu.au/kwp/requests/About_KWK.docx

Die Evangelisch-Lutherische Missionsgesellschaft zu Dresden wurde am 17. August 1836 gegründet. Sie sah sich dabei als ein Werk für Lutheraner in der ganzen Welt und lud die damals nur durch das gemeinsame Bekenntnis verbundenen lutherischen Kirchen zur Zusammenarbeit ein. Damit ist die Organisation, die 1848 nach Leipzig umzog, die erste Wurzel, aus der viel später der "Lutherische Weltbund" entstanden ist.

Sprachlehrerin Kira Bain

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