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Ferne Reise ins Land der Reformation


17. August 2017

Aufenthalt einer Theologin aus Papua-Neuguinea im Land der Reformation

DRESDEN – LEIPZIG – Die erste diplomierte Theologin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Papua-Neuguinea (ELC-PNG), Cathy Mui, wird wohl eine der am weitesten gereisten Gäste der derzeitigen Weltausstellung Reformation in Wittenberg gewesen sein. Allerdings gehört sie, trotz Qualifikation und überregionalem Engagement für ihre Kirche, zu jenen Vertreterinnen, die noch nicht als Pfarrerinnen ordiniert werden. In der ELC-PNG ist der Schritt zur Frauenordination noch nicht vollzogen. Innerhalb der Themenwoche „Familie, Lebensformen, Gender“ fand am 12. August der ‚FrauenfestTag‘ statt.

Lutherischer Weltbund berichtet aus Wittenberg

Mit Bibelarbeiten, Workshops und einem großen Frauenmahl auf dem Wittenberger Marktplatz wurde auf den Einfluss der Frauen in Kirche und Gesellschaft während von der Reformationszeit bis heute aufmerksam gemacht. Ein besonderer Höhepunkt war der Fototermin „Hier stehe ich“ zu dem sich ca. 150 Theologinnen im Talar im Schlosshof versammelten. Sie wollten ein Zeichen zu setzen für die Errungenschaft der Frauenordination als Frucht der Reformation und für die Solidarisierung mit Frauen, denen die Ordination in ihren Kirchen aktuell verwehrt bleibt. Cathy Mui sprach vor den Frauen aus aller Welt ein Grußwort und dankte für die Ermutigung und die Gemeinschaft.

Mittags war für Frau Mui eine schnelle Rückfahrt nach Leipzig angesagt, weil die Theologin zum 181. Jahresfest des Leipziger Missionswerkes eingeladen war. In der Leipziger Paul-List-Straße 19 standen am Nachmittag in Themenveranstaltungen die Rolle der Frauen und ihr Wille zur Veränderung im Mittelpunkt. So wurde zunächst der 46-minütige Dokumentarfilm „Das Hirtenamt in Frauenhand – 50 Jahre Ordination von Frauen zum Pfarrdienst in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens“ gezeigt und anschließend fand eine Podiumsdiskussion mit Ingrid Lewek, einer Theologin der ersten Stunde unserer Landeskirche und Cathy Mui statt.

Danach weitete sich der Blick in die Welt durch Referat und moderiertem Gespräch. Über „Querdenkerinnen in Papua-Neuguinea: Die Rolle der Frauen in der lutherischen Kirche“,  sprach Cathy Mui vor den Teilnehmern. Danach gab es Musik von „Querbeet“ mit Paula Sonneborn, ehemalige weltwärts-Freiwillige in Tansania, und der aktuellen weltwärts-Freiwilligen Isac Ruban aus Tamil Nadu und Gilbert Terence aus Papua-Neuguinea.

Die Freiwilligen, die sich vorgestellt hatten, wurden im Sonntagsgottesdienst, 13. August, in der Leipziger Nikolaikirche für ihren anstehenden Einsatz in den Partnerkirchen in Tansania, Indien und Papua-Neuguinea ausgesendet. Es predigte Cathy Mui, die 2009 Teilnehmerin des ‚Mission to the North-Programms‘ war. Zudem berichteten Hannes Schöttler und Pauline Rudolph über ihre Einsatzstellen in Tamil Nadu in Südostindien und Tansania. Der Leipziger Student Tilmann Sager wurde als freiwilliger Volontier des LMW in das Herkunftsland von Frau Mui, nach Papua-Neuguinea entsendet. Insgesamt werden 15 junge Leute in Ferne aufbrechen.

Am Montag besuchte Cathy Mui das Landeskirchenamt in Dresden und traf mit dem Ökumene-Beauftragten, Oberkirchenrat Friedemann Oehme, zusammen. Im Mittelpunkt des Gesprächs mit der Gleichstellungsbeauftragten der Landeskirche, Kathrin Wallrabe und der Landesleiterin der Kirchlichen Frauenarbeit, Kathrin Pflicke, wurde die Verbundenheit der Frauen im Rahmen der Weltgebetstagsbewegung betont.

In Papua-Neuguinea setzt sich die kirchliche Frauenarbeit mit einer ganzheitlich und an den Bedürfnissen der Frauen orientierten Methode für ihre Zielgruppe ein: Spiritualität, Intellekt,  soziale Verantwortung/Diakonie, Ökonomie und Gesundheit/Umwelt sind Bildungsthemen. Alphabetisierung, wirtschaftliche Unabhängigkeit, Erreichung von Schulabschlüssen auch nach Heirat, sind wichtige Ziele. Aber auch der Kampf um bezahlte Arbeit von Frauen in der Kirche, die Frage der Frauenordination, die Zusammenarbeit mit Leitungsstellen der Kirche und Regierungsorganisationen sind Inhalt ihrer Arbeit.

In 17 Regionen gibt es jeweils eine verantwortliche Koordinatorin, mit denen die inhaltliche Arbeit abgestimmt wird.  Jahresthemen werden zentral vorbereitet und angeboten. Cathy Mui berichtete auch von der 12. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Windhuk/Namibia, an der sie als Delegierte im Mai dieses Jahres teilnahm.

Die Botschaft, die dort verabschiedet wurde, appelliert an die Mitgliedskirchen, sich aktiv mit dem Thema Gerechtigkeit auseinanderzusetzten und das Grundsatzpapier Gendergerechtigkeit im LWB mit Leben zu erfüllen.

Am Montagnachmittag besuchte Cathy Mui das Frauenbildungszentrum in Dresden, einschließlich des Frauenstadtarchiv und der Landesstelle für Frauenbildung und Projektberatung Sachsen sowie das Frauengesundheitszentrum Medea. Die Teams stellten ihre Arbeit vor, beispielsweise ihre Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen zur Selbstverteidigung, Beratung von langzeitarbeitslosen Frauen, niederschwellige Beratung von Flüchtlingsfrauen, Sichtbarmachen von Lebensleistungen von Frauen in der Geschichte.

Frau Mui äußerte den Wunsch, Handelsorganisationen, beispielsweise unter dem Label Fair Trade, für handgefertigte Produkte aus ihrem Land wie Taschen und Motivdarstellungen von Blumen und Früchte zu interessieren.

Nicht nur deshalb wird sie in dieser Woche auch die ‚Arbeitsstelle Eine Welt‘ in Leipzig besuchen, die sich u.a. mit dem Schwerpunktthema fairer Handel beschäftigt. Frau Cathy Mui wird Ende der Woche wieder in das südpazifische Land zurück reisen, wo sie als Leiterin der Frauenarbeit in der Stadt Lae arbeitet.

Partnerkirche in Papua-Neuguinea

Veranstaltungshinweis im ökumenischen Kontext:

Fachtagung am 8.-9. September 2017 in der Evangelischen Akademie Meißen zu „Von Windhoek nach Mitteldeutschland“ – Was bringt die 12. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes für die sächsische und die mitteldeutsche Kirche? - Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vollversammlung vermitteln in dieser Tagung ihre Einsichten und Erfahrungen. PROGRAMM

Bild: Cathy Mui vor dem Globus und zeigt auf Papua (Foto: OK)
Cathy Mui vor dem Globus und zeigt auf Papua-Neuguinea

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