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Buß- und Bettag

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Wort von Landesbischof Tobias Bilz zum Buß- und Bettag

…so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. (Mt 11, 29)

Der Buß- und Bettag ist in Sachsen ein gesetzlicher Feiertag. Das ist ein großes Geschenk!

Wir können einen zusätzlichen Tag dafür nutzen, um Klarheit darüber zu gewinnen, ob wir mit unserer Lebensführung auf einem guten Weg sind und wir können mit Gott darüber sprechen. So bietet dieser besondere Tag Gelegenheit für Selbstkritik, Besinnung und neue Orientierung.

Wir begehen den Buß- und Bettag dieses Jahr mitten im November-Lockdown. Die erneuten Einschränkungen verlangen uns eine Menge ab. Ich habe den Eindruck, sie werden schwerer verarbeitet als im Frühjahr. Viele Menschen kommen an die Grenzen ihrer Kraft.  Die Spannungen unter uns nehmen zu, manchmal liegen die Nerven blank. Normalerweise leben wir jetzt auf die Adventszeit zu und freuen uns auf Weihnachten, doch die Aussichten sind dieses Jahr trüb.

Was bringt uns durch diese schwierigen Wochen? Wer hilft uns, das Geschehen einzuordnen? Wie gewinnen wir neue Zuversicht?

Jesus verspricht, dass er Menschen zur Ruhe führen will. Im 11. Kapitel des Matthäusevangeliums ist das mit folgenden Worten aufgeschrieben:

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.

Ich erkenne darin drei große Herausforderungen und zugleich Chancen:

1.    Lasten bewegen

Niemand möchte belastet sein und doch ist keiner dauerhaft davon befreit. Im Moment spüren wir stärker als sonst, was es heißt, nicht unbeschwert leben zu können. Uns wird neu wichtig, dass es Grundrechte geben muss. Zugleich bekommen wir vor Augen gehalten, dass sich daraus kein Anspruch auf unbeschwertes Leben ableiten lässt. Das löst bei vielen Widerstand aus. Manchmal ist Widerstand notwendig. Ich frage mich, ob er hier hilft oder nur zusätzlich Kraft kostet und für Aufregung sorgt.

Demgegenüber empfiehlt Jesus, das Joch zu tragen. Damit stellt er uns die Frage, ob es nicht zumutbar ist, sich einspannen zu lassen, um eine Last zu bewegen. Im Moment heißt die Last vor allem Corona. Es gilt Einschränkungen zu ertragen und Mühe auf sich zu nehmen, um diese Herausforderung zu bewältigen. Dabei sind die Lasten ganz unterschiedlich verteilt. Deshalb dürfen wir nicht nur schauen, wie wir selbst gut durchkommen, sondern werden unser Leid auch ins Verhältnis setzen müssen zu dem, was andere zu tragen haben. Niemand soll überfordert werden. Wir bewegen die Lasten gemeinsam.

2.    Vorsichtig miteinander sein

Obwohl niemand ganz genau weiß, welchen Gesetzmäßigkeiten das Corona-Virus folgt, erklären wir uns gegenseitig unablässig, wie damit umzugehen ist. Das geschieht zum Teil in großer Erregung. Verdächtigungen werden ausgesprochen, Argumente nicht zugelassen. Freundschaften kommen unter Druck und  wechselseitige Aufforderungen haben ultimativen Charakter. Angst macht sich breit.

Sanftmut aber ist die Fähigkeit, sich nicht von der Erregung mitreißen zulassen. Sie setzt auf einen behutsamen Umgang miteinander und möchte, dass niemand verletzt wird. Corona fordert uns genug heraus, durch mangelnde Sensibilität vergrößern wir die Last. Stattdessen muss jetzt immer mitgedacht werden, was unser Verhalten für andere bedeutet. Tragen wir zu Verwirrung und Spaltung bei oder liegen uns Ermutigung und Zusammenhalt am Herzen? Dort, wo die Sanftmütigen ihre Wirksamkeit entfalten, kommt der Himmel auf die Erde. Gerechtigkeit, Frieden und Freude gewinnen an Kraft. Alle können aufatmen.

3.    Sich selbst zurücknehmen

Ein demütiger Mensch kann akzeptieren, dass er selbst nicht das Maß der Dinge ist. Er erkennt an, dass andere ihm gleichgestellt sind und ordnet sich ein. In der Corona-Pandemie lastet eine hohe Verantwortung auf denen, die in Politik und Gesellschaft, Gesundheitswesen und Wirtschaft Entscheidungen treffen müssen. Sie sollen nicht nur bestmöglich durch die Krise führen, sondern auch noch mit guten Argumenten und persönlicher Überzeugungskraft alle mitnehmen. Das kann nicht immer gelingen, zumal es unterschiedliche Handlungsoptionen gibt und die Dinge kompliziert sind. Verantwortliche brauchen jetzt Ermutigung und Unterstützung. Es muss ihnen zugetraut werden, dass sie unter Abwägung vieler Aspekte nach bestem Wissen und Gewissen handeln.

Demütige Menschen sind keineswegs unterwürfig, wenn sie vorgegebene Einschränkungen mittragen. Sie sind aber bereit, um eines höheren Zieles willen, eigene Ambitionen zurückzustellen. Das ist jetzt besonders gefragt.

Lasten bewegen, vorsichtig miteinander sein und sich zurücknehmen – das kann schnell zur Überforderung werden. Wir spüren, dass dazu Überwindung gehört. Mir gelingt das nur, wenn mein Gottvertrauen intakt ist. Wenn Gott mir Lasten zumutet und dabei an meiner Seite bleibt, werden sie tragbar sein. Weil er vorsichtig mit mir umgeht, kann ich auch anderen gegenüber vorsichtig sein. Ich glaube, dass Gott der Herr über das Leben ist, deshalb kann ich auch Menschen gegenüber demütig sein. So ist der Buß- und Bettag nicht nur zur Selbstbesinnung da. Er bietet vielmehr die Gelegenheit, Gott zu suchen und die Gewissheit zu gewinnen, dass er in der Krise mitten unter uns wirkt.

Etwas Persönliches zum Schluss:

Ich habe einen November-Gruß bekommen, eine Postkarte. Eine Collage zeigt einen blauen Hund auf einem Stuhl. Er schnauft durch und schaut von einem Hügel aus auf ein großes Durcheinander, welches sich zu seinen Füßen abspielt. Dazu steht: „innehalten – durchatmen – neu orientieren“.

Noch nie hat mich jemand zum November gegrüßt. Deshalb spricht mich diese Karte besonders an. Sie weist mich auf das hin, was jetzt möglich ist und stimmt mich auf den Buß- und Bettag ein. Ich denke, es ist möglich, zur Ruhe zu kommen. 

Wort des Landesbischofs zum Download (PDF)

 

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Innehalten und neu orientieren in der aktuellen Zeit

 

Buß- und Bettag und Abschluss der FriedensDekade

DRESDEN – Am Buß- und Bettag, der seit 25 Jahren nur noch im Freistaat Sachsen ein staatlich geschützter arbeitsfreier Feiertag ist, laden Kirchgemeinden in ganz Sachsen zu besonderen Gottesdiensten ein. Der Tag thematisiert den christlichen Umgang mit Schuld, der mit den Worten „Buße tun“ und „Beten“ beschrieben ist – aber er weist auch darüber hinaus und will Menschen Orientierung und Wegweisung geben. In vielen Gottesdiensten werden daher die Herausforderungen der Corona-Pandemie und der Umgang damit einen Schwerpunkt bilden. Aber auch das Thema der diesjährigen FriedensDekade „Umkehr zum Frieden“ wird vielfach eine Rolle spielen. 

Landesbischof Tobias Bilz hat sich mit einem Wort zum Buß- und Bettag an die Menschen in Sachsen gewandt, in dem er dafür wirbt die aktuellen Einschränkungen gemeinsam zu tragen:

„Im Moment spüren wir stärker als sonst, was es heißt, nicht unbeschwert leben zu können. Uns wird neu wichtig, dass es Grundrechte geben muss. Zugleich bekommen wir vor Augen gehalten, dass sich daraus kein Anspruch auf unbeschwertes Leben ableiten lässt.“

In der gespannten Atmosphäre wünscht er sich einen sanftmütigen Umgang miteinander, denn Corona fordere uns genug heraus und durch mangelnde Sensibilität würden wir die Last nur vergrößern. Es müsse immer mitgedacht werden, was unser Verhalten für andere bedeute, so Bilz. Und schließlich wirbt er für eine Haltung der Demut: „Demütige Menschen sind dabei keineswegs unterwürfig. Sie sind aber bereit, um eines höheren Zieles willen, eigene Ambitionen zurückzustellen. Das ist jetzt besonders gefragt.“

Landesbischof Bilz möchte die Menschen ermutigen: „Wenn Gott mir Lasten zumutet und dabei an meiner Seite bleibt, werden sie tragbar sein.“

Ausgewählte Gottesdienste am Buß- und Bettag

Bereits am Vorabend des Buß- und Bettag, am 17. November, lädt die PAX Jugendkirche Leipzig zu einer digitalen Version der „Nacht der Lichter“ (LUX@PAX – digital) ab 19:00 Uhr ein.

Am Buß- und Bettag selbst predigt Landesbischof Tobias Bilz um 9:30 Uhr in der Dresdner Kreuzkirche zum Abschluss der FriedensDekade. Musikalisch begleitet wird der Gottesdienst von Sängern des Dresdner Kreuzchores und von Kreuzorganist Holger Gehring an der Orgel. 

Zusammen mit der Initiative „Ökumenischer Weg“ laden die Kirchgemeinden in Stollberg zu einem Ökumenischen Gottesdienst um 10:00 Uhr in der Stollberger St. Jakobikirche ein. Predigen wird Michael Zimmermann als Beauftragter für Friedens- und Versöhnungsarbeit in der EVLKS zum Motto der FriedensDekade. Der geplante Thementag wurde allerdings coronabedingt abgesagt.

Der Gottesdienst mit Landesbischof i. R. Jochen Bohl und Pfarrer Markus Köber in der Kirche Helbigsdorf (Gemeinde Mulda) wird nun als Kurzgottesdienst um 9:30 Uhr gefeiert und eine Stunde später wiederholt. Dabei werden die Mulda-Helbigsdorfer zusammen mit den Angehörigen der Trauerabkündigungen aus Helbigsdorf bevorzugt zum ersten Gottesdienst eingeladen. Die Langenauer, Großhartmannsdorfer, Zethauer und weitere Gäste sollten nach Möglichkeit den zweiten Gottesdienst um 10:30 Uhr besuchen.

In Chemnitz gestalten Konfirmanden um 10:00 Uhr in der St. Petrikirche einen Gottesdienst mit, aber auch in vielen anderen Kirchen wird um diese Uhrzeit der Buß- und Bettag in Gottesdiensten begangen, vielfach in ökumenischer Gemeinschaft wie in Aue (10:00 Uhr in St. Nikolai) und Riesa (10:00 Uhr in der Trinitatiskirche).

In Leipzig wird unter anderem 09:30 Uhr in der Thomaskirche (Thomaskirchhof 18) mit Superintendent Sebastian Feydt, 10:00 Uhr in der Michaelis-Friedenskirche (Nordplatz 14) sowie 17:00 Uhr in der Nikolaikirche mit Tobias Petzold Gottesdienst zum Buß- und Bettag gefeiert.

Zum Kantatengottesdienst wird in die Grimmaer Frauenkirche ab 10:15 Uhr eingeladen. Da wegen der Corona-Pandemie derzeit Chorgesang nicht möglich ist, wurde das ursprüngliche Programm umgestellt. So erklingen das Konzert für Orgel und Orchester f-moll sowie die Kantate „Widerstehe doch der Sünde“ für Instrumente und Alt solo. Beide Werke entstammen der Feder Johann Sebastian Bachs.

In Dresden veranstaltet die Leubener Kirchgemeinde 10:00 Uhr in der Himmelfahrtskirche einen „Ökumenischen Bittgottesdienst für den Frieden“. Evangelische Kirchgemeindeglieder aus Dresden-Löbtau sind um 09:30 Uhr in die katholische St. Antonius Kirche (Bünaustr. 10) eingeladen. Pfarrer Rakus (Katholische Gemeinde St. Antonius) und Pfarrerin Eymann (Ev.-Luth. Kirchgemeinde Frieden und Hoffnung) gestalten dort den Ökumenischen Gottesdienst zum Buß- und Bettag gemeinsam.

Zum Abschluss der FriedensDekade ist in der Dresdner Kreuzkirche um 18:00 Uhr ein zentraler Ökumenischer Gottesdienst geplant, zu der die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e.V. (ACK) gemeinsam mit der ACK Sachsen und dem Stadtökumenekreis Dresden einlädt. Es predigt Prof. Dr. Ulf Liedke von der Evangelischen Hochschule Dresden. Der Vorsitzende der ACK Deutschland, Erzpriester Radu Constantin Miron, spricht ein Grußwort. Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst vom Chor der Russisch-Orthodoxen Kirche.


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