150-jähriges Jubiläum
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Evangelischer Kindergarten wird 150 Jahre
Der Integrative Kindergarten der Evangelischen Behindertenhilfe Dresden (Holzhofgasse 4) in der Dresdner Neustadt lädt am Sonntag, 3. Juni, von 10:00 bis 14:00 Uhr Alt und Jung zu seiner Jubiläumsfeier ein. Mit seinen 150 Jahren gehört diese Einrichtung zu den ältesten evangelischen Kindergärten in Sachsen.
Mit einem Familiengottesdienst in der Diakonissenhauskirche (Bautzner Straße) beginnt das bunte Programm. Neben Hüpfburg, Kegelbahn, Glücksrad und Mitmach-Aktionen gibt es anschließend verschiedene Angebote für Kinder und Erwachsene rund um die Diakonissenhauskirche und den Kindergarten.
Das Geheimnis des Hostienbackens wird in der Hostienbäckerei verraten, im Rettungswagen der Johanniter zeigen die Rettungssanitäter, wie sie erste Hilfe leisten und in der Kirche wird Kantor Stephan Seltmann alle Register der Orgel ziehen, um den Klangreichtum der Pfeifen zu Gehör zu bringen. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.
Über zahlreiche Gäste freuen sich die Geschäftsführung und die Erzieherinnen und Erzieher des Kindergartens. Ehemalige Mitarbeiter sowie Kinder und ihre Familien sind herzlich willkommen und eingeladen, Bilder aus ihrer Kindergartenzeit für ein Erinnerungsbuch mitzubringen.
Hand und Hand und Schritt für Schritt
Der Kindergarten blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Seine Anfänge liegen im 19. Jahrhundert, als die Dresdner Neustadt ein sozialer Brennpunkt war und es viele Arbeiterfamilien mit kleinen Kindern gab. Die Diakonissen des Dresdner Diakonissenhauses hatten es sich bis dahin zur Aufgabe gemacht, kranke und alte Menschen zu pflegen. Die Not der Arbeiterfamilien bei der Betreuung ihrer Kinder regte sie dazu an, eine „Kleinkinderschule“ zu gründen.
Am 24. August 1868 wurde sie in einem Gartenhaus in der Holzhofgasse/Ecke Wolfsgasse feierlich eröffnet. Für die 24 Plätze gab es 200 Bewerbungen. 40 Kinder wurden aufgenommen. Die Einrichtung wurde in den Folgejahren zum „Kinderlehrerinnenseminar“, zu einer Ausbildungsstätte für die angehenden Kindergärtnerinnen, die die Kindergärtnerinnenschule der Diakonissenanstalt besuchten. Für schulpflichtige Kinder wurde noch ein Hort errichtet.
Im Jahr 1927 besuchten 70 Kinder die „Kleinkinderschule“. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten mussten der Kindergarten und mit ihm die Betreuung von 180 Kindern in die Hände der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt übergeben werden. Erst nach Kriegsende konnte die Arbeit mit Flüchtlingskindern wieder aufgenommen werden.
Zu DDR-Zeiten
Das Jahr 1949 bedeutete mit der Gründung der DDR den Anfang eines neuen politischen Systems. Die Kinderbetreuung der Diakonissenanstalt Dresden orientierte sich unabhängig davon wie immer an den Bedürfnissen der Familien. Bis 1950 stieg die Zahl der betreuten Kinder wieder rasch an. Die Anmeldungen erreichten einen Höchststand mit 209 Kindern. Im Jahr 1953 zog der Kindergarten auf das Gelände in der Holzhofgasse 4 mit der bestehenden Hortbaracke und dem neuen Hauptgebäude.
1973 wurde auf dem Kindergartengelände eine alte Wagenremise ausgebaut als Fördertagesstätte für 20 Kinder mit Behinderungen. Zu dem Zeitpunkt wurden insgesamt 100 Kinder in fünf Gruppen betreut. Der Kindergarten erfreute sich großer Beliebtheit unter der Bevölkerung, da die Kinder nicht nach einem sozialistischen Erziehungsplan betreut wurden, sondern sich in der Obhut von Kinderdiakoninnen der evangelischen Kirche befanden.
Nach der Friedlichen Revolution
Nach der Wende drohte die Schließung des Kindergartens, da sich die Gebäude in einem schlechten baulichen Zustand befanden und befristete Betriebsgenehmigungen zu sinkenden Kinderzahlen führten. Von 1998 bis 2002 erfolgte eine Modernisierung bei laufendem Betrieb. Die Anerkennung als Integrativer Kindergarten erfolgte und die Evangelische Behindertenhilfe Dresden, ein Tochterunternehmen der Diakonissenanstalt, übernahm die Trägerschaft des Kindergartens.
Seitdem wurde das Betreuungsangebot um eine Kinderkrippe mit 32 Plätzen erweitert, die ihren Platz in einem Neubau auf demselben Gelände gefunden hat. Der Kindergarten bietet Platz für 85 Kinder im Alter von ca. drei bis sechs Jahren. Es gibt fünf altersgemischte Gruppen. Pro Gruppe können bis zu drei Integrationskinder aufgenommen werden, die geistig und körperlich behindert sind, Entwicklungsverzögerungen aufweisen oder sozial benachteiligt sind.
Zwölf pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine Hauswirtschafterin und ein Hausmeister kümmern sich um das Wohlergehen der Kinder.
Über Generationen und politische Systeme hinweg hat sich der Kindergarten sein christliches Profil bewahrt. Die Erzieherinnen und Erzieher begleiten Kinder in grundlegenden Jahren ihrer Entwicklung und eröffnen ihnen Zugänge zum christlichen Glauben.