English site
27. Landessynode Berichterstattung, Vorlagen und Beschlüsse

27. Landessynode - Herbsttagung 2015

Bericht vom 14. November 2015

Öffentliche Sitzungen, Berichte und Gesetzesvorlagen

Bereich

Beginn der öffentlichen Sitzung

Nach einem langen Sitzungstag gestern in den Ausschüssen begann die öffentliche Sitzung im Plenum mit dem ersten Bericht von Landesbischof Dr. Carsten Rentzing.
Zuvor ging Synodalpräsident Otto Guse auf die neuen und erschütternden Terrornachrichten aus Paris ein und gedachte im Namen der Synode der vielen Opfer und Angehörigen. Stehend griffen die Mitglieder der Landessynode in einer Schweigeminute die Anteilnahme auf und gemeinsam wurde das Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich“ gesungen. Bereits in der morgendlichen Andacht wurde in Fürbitte der Betroffenen und der Helfer gedacht.

Vortrag des Landesbischofs

Landesbischof Dr. Rentzing wählte als Ausgangspunkt für seinen Vortrag das Pauluswort an die Kolosser 2,9 „…in ihm [in Christus] wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ und verteidigte die Konzentration und Vertiefung des Blicks auf Christus. In ihm liege die Vielfalt, die es mit Offenheit zu entdecken gilt. Die Fleischwerdung Gottes in Jesus gehöre zur göttlichen Fülle, zeige aber auch die Begrenzung auf. „Nicht einfach alles, was uns umgibt, passt und gehört zur göttlichen Fülle“, sagte Dr. Rentzing. Nur das, was in Christus offenbar werde, sein Wort und sein Wirken würden den Ausschlag geben und Klarheit schaffen. Nach seiner Beobachtung sei die Kirche in einer doppelten Suchbewegung nach Vielfalt und Offenheit, aber auch nach Klarheit.

Der Landesbischof spricht vier Themen unter diesem Maß von Offenheit und Klarheit an. Unter dem ersten Punkt „Der Gemeindeaufbau der Zukunft“ geht er auf die nächsten Strukturanpassungen in der Kirche ein. Werde es als ein Prozess des Rückzugs gewertet oder liege „hierin schlicht eine Gestaltungsaufgabe“? In diesem Zusammenhang fielen die Debatten zur Berufsbildthematik. Es dürfe aber nicht bei Debatten und Texten bleiben, sondern die Verantwortung gebiete, „sehr bald mit realen Transformationsprozessen zu beginnen“, sagte er vor der Synode. Was die Gemeindestrukturen angehe, so müsse es strukturell flexibler werden, um nahe bei den Menschen zu sein. Für die Ausrichtung der Hauptamtlichen bedeute dies offener zu sein, in Lebensräumen zu denken und Erfahrungen im Gemeindeaufbau im In- und Ausland zu nutzen.

Als zweiten Punkt sprach Dr. Rentzing die derzeitige Flüchtlingsfrage als eine Möglichkeit an, aus der eigenen Isolation herauszutreten. Geradezu prophetisch sei das kommende Themenjahr „Reformation und die Eine Welt“. Es gelte die Partnerkirchen enger in den Blick zu nehmen. Auf die Sorgen der Einheimischen bezogen, wiederholte der Landesbischof seine Position, dass das christliche Ethos es gebiete, Flüchtlinge nicht als Problem, sondern als Menschen und geliebte Geschöpfe Gottes zu sehen und zu behandeln. Er sei daher „zutiefst bestürzt“ von Morddrohungen gegenüber Pfarrern und brennenden Aufnahmeeinrichtungen. Die Verrohung ziehe in die Mitte der Gesellschaft ein, aber gerade wenn es um die Integration gehe, setze es die Bereitschaft und das Wirken der breiten Masse der Gesellschaft voraus. Mit der gemeinsamen Initiative „Licht an für Menschlichkeit“ wollten die Kirchen ein Zeichen setzen, die Herzen für den Anderen zu öffnen.

Davon abgeleitet sprach Landesbischof Dr. Rentzing Fragen zum interreligiösen Dialog und zur Mission an, indem er auf das Recht auf Religionsfreiheit einging, die zur Würde des Menschen gehöre. Dies sei zu schützen und es bestehe keine Gefahr für das christliche Abendland, vielmehr sorge er sich über „die Lauheit des Glaubens, die sich in unseren Reihen ausbreitet“, sagte er. Neben der Offenheit, gehe es aber auch um die Grenzen des Miteinanders. Er sei froh, dass die Synode diese Fragen aufgreife, um dies zu klären.

Er ergänzte in seinem Bericht, dass es ihm angesichts der aktuellen Vorkommnisse in Paris schwer falle, zur Tagesordnung überzugehen. Die gerade angesprochenen Werte gelten auch heute angesichts der Anschläge. Dr. Rentzing erwarte ein Wort der Religionsvertreter, sich davon zu distanzieren. „Wir werden uns nicht von Verbrechern und Verbrechen davon abbringen lassen, an der Friedfertigkeit festzuhalten.

Was die Mission angehe, so solle man nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun. Zunächst stünde die tätige Fürsorge im Vordergrund, „wenn man so will die Verkündigung des Evangeliums durch die Tat“.
Zuletzt sprach er ethische Dissense in Fragen der Sexualethik an. Sie träfen auf die doppelte Suchbewegung nach Offenheit einerseits und Klarheit andererseits. Dabei sei es noch nicht gelungen diese beiden Seiten in Christus aufeinander zu beziehen. Wieviel und welche Art von Vielfalt an Lebensformen ermöglicht uns die Fülle Gottes? Und wo ziehe die Klarheit Grenzen? Dr. Rentzing plädiert für Schutz und Raum für alle und für den weiteren Weg gemeinsam, aber auch keine Erwartungen an den anderen zu richten, die dieser nicht erfüllen könne.

Dem Bericht des Landesbischofs schloss sich eine Aussprache an.



Rechnungslegung und Grußworte

In der weiteren Beratung stand die Rechnungslegung für das Haushaltjahr 2014 auf der Tagesordnung. Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses, Andreas Eßlinger, berichtet der Landessynode über die Ergebnisse der Rechnungsprüfung der Jahresrechnung der Landeskirchenkasse für das Haushaltjahr 2014. Im Anschluss sprach die Synode die Rechnungslegung richtig und erteilte damit des Kassen- und Rechnungsführenden in der Verwaltung der Landeskirche Entlastung.

Grusswort aus Indien

Generalsekretär Dr. E.D. Charles, richtete von der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien seine Grüße an die sächsische Landessynode aus. Er nutzte die Gelegenheit, dem Leipziger Missionswerk und der sächsischen Landeskirche für die diesjährige Adventsaktion zu danken. Diese wird unter dem Motto „Mango, Chili und Tomaten“ einen Nutz- und Lehrgarten in Tamil Nadu unterstützen. Die drei indischen Gäste nahmen am 11. November auch an der zentralen Eröffnungsfeier der Adventsaktion im ostsächsischen Pulsnitz teil und halten sich derzeit noch zu ökumenischen Gesprächen in Sachsen auf.

Einführung in die Haushaltdebatte

Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Heinz-Hartwig Böhmer (Leipzig), führte in die Haushaltdebatte ein und gab der Landessynode einen Überblick über die Mitgliederentwicklung, die aktuelle Finanzsituation und die Details des vorliegenden Haushaltplanes für das Jahr 2016. Dieser weist einige Neuheiten auf, beispielsweise die im Zusammenhang des Gebäudeleitfadens neu eingeführte Sakralgebäudezuweisung, die Erhöhung des Organistenfonds und die veränderte Umlage aus dem EKD-Finanzausgleich.
Der Haushaltplan samt Haushaltgesetz wurde nach der Mittagspause in erster Lesung beschlossen.

Oberkirchenrätin Christine Jahn überbrachte die Grüße des Kirchenamtes der VELKD und ein Gastgeschenk, die neueste Publikation der VELKD „Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen“. In Ihrem Grußwort gab sie auch gleich einen Überblick über den Inhalt des Buches und machte deutlich, dass der Bereich der Weltanschauungen angesichts der Pluralisierung der religiösen Landschaft ein wichtiger Bereich kirchlicher Arbeit sein muss. „Wir verstehen uns selbst immer in Bezug auf andere“, so Oberkirchenrätin Jahn. Das Handbuch wolle aufklären und sensibilisieren und sollte daher in die Arbeit der Landeskirchen einfließen. Sie dankte der sächsischen Landeskirche und ganz persönlich dem Sekten- und Weltanschauungsbeauftragten der sächsischen Landeskirche, Dr. Harald Lamprecht, für die aktive Unterstützung und Mitwirkung an dieser Publikation.

Kirchensteuerrechtliche Vorschriften

Es folgte die Einbringung des Entwurfes eines Kirchengesetzes zur Änderung kirchensteuerrechtlicher Vorschriften. Dieser Gesetzentwurf reagiert auf bereits erfolgte Änderungen im Einkommenssteuergesetz und im sächsischen Kirchensteuergesetz. Im Einzelnen geht es hierbei um drei Entwicklungen, die nun auch im Kirchenrecht nachvollzogen werden: um die Umstellung und Automatisierung des Verfahrens zur Erhebung von Kirchensteuer auf Einkommen aus Kapitalerträgen, auf die einkommenssteuerrechtliche Gleichstellung von Eingetragenen Lebenspartnerschaften und um die bundesweite Harmonisierung der staatlichen und kirchlichen kirchensteuergesetzlichen Regelungen zur Mindestbetrag-Kirchensteuer und zum Kirchenaus- und übertritt. Die Landessynode stimmte dem Gesetzentwurf in erster Lesung zu.

Wahl eines Mitglieds der VELKD/EKD-Synode

Als Nachfolger für Landesbischof Dr. Carsten Rentzing wurde Pfarrer Dr. Thilo Daniel, Rektor der Diakonissenanstalt Dresden, zum Mitglied der VELKD/EKD-Synode gewählt.

Bericht des Leipziger Missionswerkes

Nach der Zustimmung zur Erweiterung der Tagesordnung folgte der Bericht des Leipziger Missionswerkes durch Direktor Volker Dally.
Im ersten Teil ging er auf den erfolgten Profilprozess und die Umsetzung der in den letzten Jahren entwickelten Standards für die Arbeit des Leipziger Missionswerkes und ihre Träger- und Partnerkirchen ein. Diese betreffen sowohl die Partnerschaftsarbeit, die Freiwilligenprogramme, die Projekt- und Programmarbeit, den Senior-Expert-Service sowie eine Richtlinie zu Transparenz und Korruptionsvermeidung. Derzeit werde an einheitlichen Standards für die Bildungsarbeit und die Kommunikation gearbeitet.
Weiter ging er auf die Bedeutung des Reformationsjubiläums für die Partnerkirchen anhand der Rezeption der einzelnen Themenjahre ein. In den Ausführungen zu den Grundbedingungen zur Partnerschaftsarbeit auf Augenhöhe lobte er insbesondere die Arbeit im Kirchenbezirk Marienberg.

Im Bericht wurde auch der ‚Missionsgedanken‘ angesprochen, wie er heute im Ökumenischen Rat der Kirchen, in den Partnerkirchen und im Leipziger Missionswerk diskutiert wird. Partnerkirchen seien heute keine Objekte, sondern zunehmend Subjekte der Mission. Sie bringen aktiv ihre Themen ein, wozu auch der gemeinsame Einsatz für weltweite Gerechtigkeit gehört.
Nach der Darstellung der personellen und wirtschaftlichen Entwicklung des Leipziger Missionswerkes stellte er im Hinblick auf die aktuellen und zukünftigen Aufgaben fest: In der aktuellen Situation können Kirchen ein Zufluchtsort für Migrationsgemeinden sein. Mission an Flüchtlingen sei dagegen derzeit nicht die Aufgabe. Er zitiert aus dem Missionsdokument des ÖRK: „Statt als Problem kann Migration auch als Chance gesehen werden, die den Kirchen neue Möglichkeiten bietet, sich selbst neu zu entdecken.“



Bericht Berufsbilder (EMDA)

Am Ende des Sitzungstages erläuterte der Synodale Sebastian Schurig für den Gemeinde-, Diakonie- und Missionsausschuss die Ergebnisse des Thementages zu den Berufsbildern am 18. April 2015. Deutlich wird aus dem Bericht, dass es in den Berufen im kirchlichen Verkündigungsdienst künftig auf Teamarbeit, Team- und Kommunikationsfähigkeit, auf eine sinnvolle Aufgabenverteilung bei gleichzeitiger Aufgabenklarheit und Profilierung von Kirchgemeinden ankommen werde.

 

Teilen Sie diese Seite