27. Landessynode Berichterstattung, Vorlagen und Beschlüsse

27. Landessynode - Frühjahrstagung 2019

Sonntag, 07. April 2019

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Abendmahlsgottesdienst in der Diakonissenhauskirche

Auf dem Gelände der Diakonissenanstalt Dresden waren die Mitglieder der derzeit tagenden Landessynode zu einem Abendmahlsgottesdienst eingeladen. In dem von Pfarrerin Eva Gorbatschow liturgisch geleiteten und von Kantor Stephan Seltmann musikalisch begleiteten Gottesdienst predigte Landesbischof Dr. Carsten Rentzing.

„Ecce homo“, welch ein Mensch, das ist die Betrachtung der Person Jesu in der Passionsgeschichte, die hinsichtlich seiner Verurteilung und Geißelung Hintergrund der Predigt war. Dr. Rentzing entfaltet zwei Sichtweisen auf Persönlichkeiten. Der radikale Gegenentwurf stelle der Philosoph Friedrich Nietzsche dar, der sich mit seiner Person und Leistung gottabgewandt in den Mittelpunkt stellte. „Er wollte es mit Jesus aufnehmen“, sagte er.

Jesus sei aber kein Philosoph oder Ideologe gewesen, sondern er verkörperte die Hinwendung und die Wahrheit. Die Wahrheit ist das, was in der Welt sichtbar sei. Alles darüber sei nicht mehr klärbar und habe sich aufgelöst. Für die Wahrheit kämpfe man im Leiden. Im Umgang mit Kranken, Schwachen und Geflüchteten zeige sich die Erlösungsbedürftigkeit der Welt. Vom leidenden Jesus gehe heilende Kraft aus. Die Sicht auf Christus schütze vor der Maske der Selbstüberhöhung.

In diesem Gottesdienst wurde Pfarrer Roland Kutsche in das Amt als Koordinator für die Begleitung von missionarischen Projekten und Initiativen vom zuständigen Dezernenten im Landeskirchenamt, Oberlandeskirchenrat Tobias Bilz, eingeführt. Im Anschluss fand ein Empfang anlässlich der Einführung statt.  Aufgenommen hatte er seine Tätigkeit in der Ehrenamtsakademie Meißen bereits am 1. Februar.

Der frühere Pfarrer für Gemeindeaufbau und Gemeindeberatung im Kirchenbezirk Marienberg betreut die "Initiative Missionarische Aufbrüche" und bereitet konzeptionell den Einsatz missionarischer Pfarrstellen in den Kirchenbezirken ab 2025 vor. In den nächsten Jahren können insgesamt fünf Pfarrstellen nach einem Vergabeverfahren für sechs Jahre zur Erprobung ergänzender Formen gemeindlicher Arbeit ermöglicht werden.


Bericht des Diakonischen Werkes

Nach Gottesdienst und Mittagspause startete die Landessynode in ihre dritte öffentliche Sitzung im Rahmen der Frühjahrstagung. Der Bericht des Diakonischen Werkes wurde in diesem Jahr erstmals von Oberkirchenrat Dietrich Bauer eingebracht, der seit September 2018 Direktor des Diakonischen Amtes in Radebeul ist. Zu Beginn seines Berichtes stellte er fest: "Diakonie und Kirche gehören zusammen." So seien die verfasste Kirche und die organisierte Diakonie wie zwei Lungenflügel eines Körpers, die die sichtbare Kirche mit dem Lebensatem Gottes versorgen und ein lebendiges Zeugnis christlichen Glaubens in der Öffentlichkeit darstellen. Bauer machte auf die Vielfalt der Formen aufmerksam, mit denen die Kirchlichkeit in der Diakonischen Arbeit gepflegt werde. Mit Gottesdiensten, Andachten, Schulungen und Ritualen durch das Kirchenjahr hindurch würden nicht nur Mitarbeitende, sondern auch Klienten und ihre Angehörigen erreicht. Nicht zuletzt weise die fünfte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung nach, wie hoch die Erwartungen an diakonisches Handeln von Kirche in der Gesellschaft seien. 

Weiter versuchte Dietrich Bauer auch die Schwierigkeiten aufzuzeigen, mit denen diakonisches Handeln unter den Bedingungen des sozialen Marktes konfrontiert ist. Man spreche heute von der Ökonomisierung, ja sogar Kommerzialisierung der sozialen Arbeit, so Bauer. 

Auch auf die Sorgen, die im Hinblick auf die anstehenden Wahlen bei den Mitgliedern in der Diakonie existieren, ging er sehr deutlich ein. Mit den Wahlen entschieden die Bürger über die Richtung, die eine Gesellschaft nehme und über den Umgang dieser Gesellschaft mit Armen, Ausgegrenzten und Schwachen. Die Diakonie rufe daher alle Menschen zur Wahl auf. Sie wolle darüber hinaus unmissverständlich deutlich machen, dass sie in jedem Menschen das Ebenbild Gottes erkenne. 

Seine ersten Eindrücke von der Arbeit des Landesverbandes und des Diakonischen Amtes schildert Bauer bewusst aus der Sicht eines Beginnenden. Die Geschäftsstelle in Radebeul sei sowohl Kompetenzzentrum, Schaltstelle als auch Impulsgeberin durch viele hochprofessionelle, fachlich qualifizierte und gut vernetzte Mitarbeitende. Innerhalb des letzten Jahres seien die personellen und strukturellen Veränderungen mit großem Engagement und Professionalität angegangen worden.  Auch die strittigen Themen im Zusammenhang mit der Diakonie Westsachsen konnten so geklärt werden. Bauer nutzte den Bericht vor der Landessynode, um dem langjährigen Direktor der Diakonie, Christian Schönfeld, und auch dem langjährigen kaufmännischen Vorstand, Friedhelm Fürst, ausdrücklich für ihre Arbeit zu danken. 

Zum Schluss seines Berichtes ging Bauer nochmals auf die sozialpolitischen Themen ein, welche die Diakonie Sachsen aktuell beschäftigten. Dies sei neben dem Fachkräftemangel auch die leistungsgerechte Vergütung der ambulanten Pflegeleistungen sowie die Begleitung der kräftezehrenden Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes. 

Er schloss mit dem Hinweis, dass die Diakonie in allen ihren vielfältigen Arbeitsfeldern dafür sorge, dass evangelischer Glaube in der Gesellschaft präsent und erfahrbar bleibe. 


Beschluss von zwei Kirchengesetzen in zweiter Lesung und Beratung weiterer Anträge

Am Nachmittag erfolgte die zweite Beratung der beiden Kirchengesetze. Sowohl das Kirchengesetz zur Auflösung des Kirchenbezirkes Glauchau-Rochlitz als auch das Kirchengesetz zur Änderung des Diakoniegesetzes wurden in zweiter Lesung ohne weitere Änderungen beschlossen. 
Auf Antrag der Synodalen Dr. Mory stand ein Antrag zur Nachbesetzung des freigewordenen Platzes in der verbundenen Synode der EKD und der Generalsynode der VELKD zur Diskussion, der von der Synode in den Nominierungsausschuss verwiesen wurde. 
Weiter erfolgte eine Berichterstattung aus dem Sozial-Ethischen Ausschuss, mit der die Synodale Yvette Schwarze einen zur Herbsttagung nicht beschlossenen Antrag zur theologischen Arbeit mit Frauen nochmals neu zur Diskussion stellte. Nach intensiver Diskussion stimmte die Synode dem Antrag zu und bat das Landeskirchenamt, die Kontinuität in der theologischen Arbeit mit Frauen in ausreichendem Umfang zu gewährleisten. Diese Thematik sollte möglichst durch eine Pfarrerin bearbeitet werden.


Beratung zu Haushaltvorgaben

Nach der Kaffeepause beriet die Landessynode über einen Antrag des Finanzausschusses, der verschiedene Änderungen für die Erarbeitung des Haushaltgesetzes vorschlägt. Der Vorschlag des Finanzausschusses ist es, die nicht verbrauchten Haushaltmittel, die als Personalkostenzuweisung an Kirchgemeinden und Kirchenbezirke vorgesehen waren und nicht ausgegeben wurden, einer zweckgebundenen Rücklage zuzuführen. Diese Mittel sollten dann nicht mehr wie bisher  für Bauvorhaben, sondern zukünftig unter bestimmten Voraussetzungen zur Finanzierung von Stellen im Verkündigungsdienst im weiteren Sinne verwendet werden können. Nach langer Diskussion nahmen die Synodalen den Antrag einstimmig an. 


Maßnahmeplan zur Förderung der Teilhabe von Frauen und Männern an kirchlichen Ämtern und Funktionen

"Sie haben fünf Kinder und wollen eine Leitungsposition?" - "Ja, genau deswegen!"

Diesen Titel trägt ein Maßnahmeplan, den eine Arbeitsgruppe im Landeskirchenamt erarbeitet hat, um die gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen in der Kirche zu fördern. Oberkirchenrat Dr. Martin Teubner stellte zunächst den aktuellen Befund anhand der Zusammensetzung der Gremien und dem Anteil von Männern und Frauen in Ämtern, Funktionen und Berufsgruppen vor. Er sei ernüchternder als gedacht, so Dr. Teubner. Entsprechende Diagramme finden sich im Maßnahmeplan für alle Bereiche. Obwohl Frauen bei der Zahl der Kirchgemeindeglieder mit 55,8% überwiegen, seien Leitungsfunktionen in der Landeskirche seit jeher und beinahe ausnahmslos männlich besetzt. Dr. Teubner benannte weiterhin einzelne Hintergründe, Muster und Phänomene, die nach wie vor zu einer ungleichen Verteilung der Geschlechter führen. 

Den eigentlichen Maßnahmeplan und die einzelnen vorgeschlagenen Maßnahmen stellte die Pfarrerin und Synodale Dr. Ines Mory den Synodalen vor. Diese seien sowohl für die berufliche Entwicklung als auch für die Teilhabe in Gremien und Leitungsfunktionen  entwickelt worden. Ziel sollte es sein, dass gleichberechtigte Teilhabe in Kirche und Gemeinden zukünftig als eine Selbstverständlichkeit erlebt werden. Die ausführliche Aussprache wurde am Abend fortgesetzt. 


Diskussionen zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sowie zu Klimaschutz und Strukturwandel in Sachsen

Auf Antrag des Sozial-Ethischen Ausschusses beriet die Synode, ob die Themenfelder des Konziliaren Prozesses auch personell und strukturell gestärkt werden sollten. Im Ergebnis der Aussprache, in der die Ziele gewürdigt, aber das Vorgehen angesichts der Sparmaßnahmen in der gesamten Landeskirche als problematisch bezeichnet wurde, lehnte die Landessynode den Antrag mehrheitlich ab. 

Ein Wort zu Klimaschutz und Strukturwandel in Sachsen, welches als Antrag des Sozial-Ethischen Ausschusses vorlag, wurde ebenfalls intensiv beraten und schlussendlich aufgrund verschiedener Bedenken zum Wortlaut und Inhalt abgelehnt.


Antrag für Übergangslösungen bei der Umsetzung der Strukturreform

Am späten Abend berieten die Synodalen noch über einen selbständigen Antrag des Synodalen Lechner und anderer Synodaler, mit dem bei der Umsetzung der Strukturreform in besonderen Härtefällen Übergangslösungen erreicht werden sollten. Nach einer ausführlichen Debatte wurde der Antrag zur weiteren Beratung in den Gemeindeaufbau-, Missions- und Diakonieausschuss überwiesen. 


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Impressionen vom Sonntag, 7. April 2019

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