27. Landessynode - Frühjahrstagung 2018
Freitag, 13. April 2018
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Beginn der Tagung
Am Freitag, den 13. April 2018, kamen die Synodalen zur diesjährigen Frühjahrstagung im Haus der Kirche in Dresden zusammen. Die Tagung begann mit einer Abendmahlsandacht in der Dreikönigskirche, die von der Jugenddelegierten Elisabeth Schwarz gestaltet wurde. Martina Hergt musizierte an der Orgel.
Im Anschluss eröffnete der Synodalpräsident Otto Guse im großen Sitzungssaal die ordentliche Frühjahrstagung der 27. Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Nach Eingängen und Mitteilungen verpflichtete Präsident Guse zunächst die Diakonin Sylvia Freitag als neues Mitglied der Landessynode. Sie tritt für den Wahlkreis Plauen die Nachfolge von Yvonne Gruber an.
Die Landessynodalen begannen mit der Arbeit in den sechs ständigen Ausschüssen, die sich bis zum späten Nachmittag erstreckte.
Pressegespräch
Vor Medienvertretern erläuterte Synodalpräsident Guse den Programmverlauf während der Synodaltagung. Im Mittelpunkt der Beratungen steht das "Kirchengesetz zur regionalen Zusammenarbeit von Kirchgemeinden, Kirchgemeindebünden, Kirchspielen und Schwesterkirchverhältnissen". Derzeit seien alle Ausschüsse mit jeweiligen Fragestellungen zu der Gesetzesvorlage beschäftigt. Bis zuletzt seien 50 Eingaben an die Synode gerichtet worden.
Die Herausforderung bestünde darin, einerseits die Erwartung von der Selbstständigkeit einer Gemeinde und andererseits die Gewährleistung eines auskömmlichen Stellenumfangs für hauptamtlich Mitarbeitende zusammenzubringen. Voraussetzung dafür sei eine Zusammenarbeit zwischen den Kirchgemeinden, in welcher Form auch immer, so Otto Guse. Zudem seien die Kirchenbezirke aufgerufen, Regionen zu bilden, die im Zusammenwirken der Gemeinden, ihrer Gaben und Möglichkeiten, Bestand für die Zukunft haben.
Die Vizepräsidentin Bettina Westfeld verwies auf den Sonntag, der auch dem Gedenken gewidmet ist, dass im April 1948 die erste frei gewählte Synode nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur zusammen kam. Dies geschieht in der Auferstehungskirche in Dresden-Plauen, wo am Sonntagvormittag ein Abendmahlgottesdienst mit der Gemeinde, Vertretern und Gästen der Landessynode gefeiert werde. Die Predigt hält Landesbischof Dr. Carsten Rentzing. Am Sonntagabend um 19:30 Uhr wird ein Festvortrag der Historikerin Bettina Westfeld das Gedenken an „70 Jahre Landessynode nach dem 2. Weltkrieg“ wieder aufgreifen.
Das Mitglied der Synode und der Kirchenleitung, Pfarrerin Ulrike Franke aus Leipzig kündigte den Kirchenleitungsbericht an, der am Abend vorgetragen wird. Er befasse sich mit einer Bestandsaufnahme und einer Zielsetzung, die die missionarische Wirksamkeit der Kirche in einer säkularen Gesellschaft als Chance begreift.
Der Vorsitzende des Theologischen Ausschusses, Prof. Dr. Thomas Knittel, stellte die Neufassung der Predigtordnung (Perikopenordnung) vor, die EKD-weit gültig sei. Die erste Lesung des Kirchengesetzes solle am Sonnabend erfolgen.
Bericht der Kirchenleitung
Lehrt alle Völker Schüler Jesu Christi zu werden. Mission auf dem Weg unserer Kirche in die Zukunft ist der Titel des Berichts der Kirchenleitung, den OLKR Dietrich Bauer vortrug. Den Ausgangspunkt bildete der christliche Auftrag aus dem Matthäusevangelium, den die Lutherbibel 2017 wieder in Luthers ursprünglicher Übersetzung enthält:
Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.
Jesu „Gewalt“ sei als Macht zu verstehen, doch „als der Liebende, Mitfühlende, Leidende und Auferstandene“. Der „Befehl“ weise darauf hin, dass die Mission ein verbindlicher Auftrag sei. „Insofern ist die Kirche Christi daran gebunden, wie auch jeder, der dem gekreuzigten Auferstandenen nachfolgen will“. Die Taufe nehme die Bedeutung eines HERRschaftswechsels ein. „Wer getauft ist, gehört zum Himmelreich und lebt entsprechend Jesu Geboten“.
Davon ausgehend, warf der Bericht die Frage auf, wie die Kirche heute – in Zeiten fortschreitender Säkularisierung und Individualisierung – dem sogenannten Missions- oder Taufbefehl entsprechen kann.
Hingehen!
Das Missionsfeld liege heute nicht in fernen Ländern, sondern vor der eigenen Haustür. 75% der sächsischen Bevölkerung gehöre keiner Kirche an, wobei die Haltung oftmals nicht atheistisch, sondern schlicht indifferent gegenüber kirchlichen Angeboten sei. Hier müsse die Kirche in die vielfältigen Kulturen und Milieus hineingehen und nach Möglichkeiten suchen, die christliche Botschaft weiterzugeben.
Lehrt Schüler Jesu zu sein!
Bei dem Auftrag, zu lehren, sei bedeutsam, Schüler im Blick auf Jesus Christus zu gewinnen, aus der eigenen Haltung heraus, selbst Schüler zu sein. Christen sollten Erfahrung teilen, indem sie authentisch – auch in eigenen Widersprüchen und Fragen - ihren Glauben bezeugen.
Taufend!
Die Taufe stelle den Menschen in eine doppelte Beziehung: einerseits in die des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes; andererseits zur Kirche als Gemeinschaft. Die neue Identität als Christ brauche Zeiten und Räume, in denen sie wachsen und sich entwickeln kann. Sie gelte stets im Respekt vor Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen.
Weitergeben, was Jesus gesagt und getan hat!
Das Wissen des Christen von seinem Bekenntnis sei indes nur die Grundlage dafür, persönliche Erfahrungen im Glauben zu machen. Er bleibe lebenslang ein Lernender. Durch die Vertiefung des eigenen Glaubens in wachsender Lebenserfahrung könne er wiederum zum Lehrer in Christi werden.
Aus diesen theologischen Überlegungen leitete OLKR Bauer missionarische Handlungsperspektiven ab, um Menschen in ihren Gemeinden „differenzierte Anknüpfungspunkte“ zu bieten und in christlichen Kindergärten, Schulen und Diakonie „den Schritt von der Bildung zum Bekenntnis zu fördern“:
Religiöse Ansprechbarkeit und Glaubenserfahrung
Viele Menschen erlebten heute Glauben als Angebot von außen. Der Religionswissenschaftler Charles Taylor spricht vom „abgepufferten Selbst“ des Menschen in der Moderne. Wie ermöglicht Kirche es diesen Menschen, sich mit dem Glauben „anzufreunden“?
Mission als Aufklärung
Die offene Gesellschaft ist durch Informationen, Diskussionen und Entwicklungen geprägt, in denen die Kirche immer weniger Gestaltungsmöglichkeiten erhält. Wie gelingt es, dass Christinnen und Christen die öffentliche Stimme der Kirche erhalten und Verantwortung übernehmen?
Mission im Nahbereich und Mission auf unbekanntem Terrain
Die Mission im Nahbereich sei innerhalb traditioneller Familien- und Gemeindestrukturen die große Stärke der christlichen Kirche gewesen. Wie gelingt eine Weitergabe von Glaubenstraditionen in der respektvollen Balance zwischen Nähe und Freiraum?
Missionare auf unbekanntem Terrain sollten sich am Beispiel des Apostels Paulus orientieren. Wie können sich Christen wahrhaft auf Menschen anderer Mentalität, Überzeugung, Argumente einlassen und ihnen den christlichen Glauben emotional und denkerisch als Lebensperspektive nahebringen?
Zuletzt benannte OLKR Bauer noch drei Beispiele missionarischer Strukturen in der Landeskirche:
Kinder-Jugend-Bildungsstellen
Die KJB fördern in den Kirchenbezirken die Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Diese Angebote nutzen auch viele Menschen, die sonst keine Berührung mit der christlichen Kirche haben, aber durch Freunde eingeladen werden.
Missionarische Stellen pro Kirchenbezirk
Bei der Stellen- und Strukturplanung ab 2025 bis 2040 sind je Kirchenbezirk zwei volle, teilbare Pfarrstellen für missionarische Aufgaben eingeplant. Den konkreten Einsatz (Kindergärten, Schule…) soll der Kirchenbezirk bestimmen.
Offen für Suchende
Die Kirche sei gleichfalls dankbar für die vielen Menschen, die sich – ohne getauftes Mitglied zu sein – in den Kirchgemeinden engagieren. Sie ermöglichten ein neues Verständnis von Mission im Verhältnis zur Frage der Mitgliedschaft.
Dabei sei jede Mission stets eingebettet in die Gemeinschaft der Kirche und die Zusage Jesu Christi:
Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Der Bericht der Kirchenleitung erhielt zustimmende Resonanz. Ergänzend kamen aus dem Plenum die Impulse, den Missionsauftrag nicht nur auf die Pfarrpersonen zu beziehen, sondern auf alle Haupt- und Ehrenamtlichen. Außerdem solle man bei der "Mission auf unbekanntem Terrain" die digitale Welt mit einschließen, wo die Kirche noch zu wenig präsent sei.
Beide Ergänzungen würdigte OLKR Bauer als wichtige Aspekte. Er sähe die Aufgabe der Landeskirche darin, hierfür Rahmenbedingungen zu schaffen.
OLKR Michael Klatt erläuterte eine (überarbeitete) Prognose der für die Landeskirche insgesamt finanzierbaren Stellen im Verkündigungsdienst bis 2040.
Präsentation CN-Cloud
Der Synodale Marco Kahle stellte der Landessynode die CN-Cloud vor, eine Plattform für Online-Zusammenarbeit der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens. Sie steht seit 2017 unter cncloud.evlks.de allen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern der Landeskirche zur Verfügung und kann aus dem Internet sowie aus dem Corporate Net der Landeskirche heraus genutzt werden. Die Nutzung ist gebührenfrei. Als Zugangsdaten dienen die EVLKS-Adresse und das Passwort.
Kahle demonstrierte an zahlreichen Beispielen die Möglichkeiten der CN-Cloud. Nutzer können von jedem Computer mobil auf die Daten in der Cloud zugreifen, Materialien austauschen oder über gemeinsame Ordner zusammenarbeiten. Auch die Unterlagen für die Landessynode würden in der CN-Cloud bereitgestellt.