Fördermittel und Fundraising

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Bericht vom Kirchenfundraisingtag 2022

 

Fördern & Bitten – Visionen und Begeisterung für kirchliche Anliegen

Das war der Kirchenfundraisingtag 2022 – online am 29. September 2022

Fundraising- und Fördermittelinteressierte trafen sich zum zweiten gemeinsamen Kirchenfundraisingtag der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS) und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Die Online-Tagung am 29. September 2022 bot Fundraising- und Fördermittel-Wissen in Theorie und Praxis zur Unterstützung kirchlicher Anliegen.

Mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Kirchgemeinden, Kirchenkreisen, kirchlichen Werken, Einrichtungen, Fördervereinen und Stiftungen folgten der gemeinsamen Einladung von EVLKS und EKBO. Haupt- und Ehrenamtliche aus Stadt und Land ergaben ein geografisch vielfältiges Bild der Gebiete beider Landeskirchen in Berlin, Brandenburg und Sachsen. Dank der Online-Reichweite schalteten sich zudem kirchliche Repräsentanten aus Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Bayern zu und trugen zum überregionalen Erfahrungsaustausch bei.

Der Kirchenfundraisingtag 2022 widmete sich dem Thema „Fördern & Bitten“, um kirchliche Projekte auf eine solide Basis zu stellen. In insgesamt sechs Webinaren teilten Expertinnen und Experten mit kirchlichem Hintergrund ihr Wissen über Fundraising, Fördermittel und Fördervereine in Theorie und Praxis.

Block I - Fundraising

Der erste Block „Fundraising“ vermittelte sowohl Grundlagen, Möglichkeiten und Voraussetzungen für den Einstieg in das Online-Fundraising (Webinar 1) als auch eine Einführung in das Fundraising (Webinar 2).

Online-Fundraising kann auch für kirchliche Organisationen ein wichtiger Baustein für die Finanzierung von Projekten sein. In ihrem Webinar 1 „Online-Fundraising – Was ist das und wie können wir es einsetzen?“ stellte die Referentin Sonja Harken, Fundraiserin bei der Qmart AG (Schweiz), verschiedene Werkzeuge für digitales Fundraising vor. „Online-Fundraising ist agil und ein „Prozesslernen“, konstatierte Sonja Harken. „Die Zielgruppen für Online-Fundraising müssen auch dort abgeholt werden, wo sie sind, und das ist zunehmend im Internet.“ Dabei sei Online-Fundraising an Bedürfnissen und Zielgruppen auszurichten, wie Frau Harken weiter anschaulich erläuterte. Voraussetzung dafür sei es jedoch, dass eine spendensammelnde Organisation zuvor ihre Zielgruppen genau analysiere und sich den Fragen stelle „Welche Kanäle nutzen unsere Zielgruppen?“, „Wie können wir welchen Kanal vernünftig bespielen?“ und „Wie werden Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten, insbesondere unter Ehrenamtlichen, geklärt?“ Als Empfehlung gab Frau Harken mit, kommunikative Botschaften zu wiederholen und Kanäle gezielt auszuwählen. „Es sei besser, lieber einen Kanal vernünftig zu bespielen als mehrere nur halb.“

Im Webinar 2 „Einführung in das Fundraising – Das 1x1 im Bitten und Danken“ referierte Silke Hannemann, landeskirchliche Fundraiserin der EKBO, über Grundlagen, Voraussetzungen und Vorgehensweisen des kirchlichen Fundraisings. Dabei gab sie auch Einblicke in den Spendenmarkt in Deutschland und stellte Praxisbeispiele aus der EKBO vor. Frau Hannemann warb für eine emotionale, begeisternde Ansprache von (potentiellen) Spenderinnen und Spendern. „Menschen geben für die Vision. Erreichen Sie deren Herzen!“ Dann werden Menschen ganz von selbst den Wunsch verspüren, teilzuhaben und Projekte mit den eigenen Möglichkeiten zu unterstützen. Anliegen von Silke Hannemann war es vor allem, Mut für den Start in das Fundraising zu machen. „Fundraising sei erlernbares Handwerk mit einem Koffer voller verschiedener Fundraising-Instrumente und Werkzeuge.“ Fundraising sei langfristig angelegt und gehe planvoll vor, wofür sich das Planungs-Modell der sieben Schritte der Fundraising Akademie eigne. Im Mittelpunkt der Fundraising-Einführung von Silke Hannemann stand die Erkenntnis, dass kirchliches Fundraising viel mehr ist als die Beschaffung finanzieller Mittel: Es geht vor allem um Kommunikation und Beziehungspflege.

Block II - Fördern

Der zweite Block „Fördern“ widmete sich kirchlichen Fördervereinen (Webinar 3) und EU-Fördermitteln in Stadt und Land (Webinar 4).

Welche Motivationen bewegten zur Gründung kirchlicher Fördervereine „seinerzeit“, heute und auch in Zukunft? Dieser Frage ging Dorothe Ehlig, Referentin für Fördermittel und Fundraising der EVLKS, im Webinar 3 „Fördervereine – wie gut, dass es sie gibt!“ im Interview mit zwei engagierten Fördervereinsvorständen nach: einmal aus dem ländlichen und einmal aus dem eher städtischen Raum.

Für den Bau und den Erhalt kirchlicher Gebäude tragen Gemeinden selbst Verantwortung. Wozu braucht es Kirchbau- und Fördervereine?

„Die Vereinsgründung im Jahr 2010 war die Alternative zum Verfall einer 800 Jahre alten Dorfkirche in Brandenburg, die heute ein multifunktional nutzbares Denkmal ist.“, antwortete Andreas Flender, Vereinsvorstand des ländlichen Fördervereins Dorfkirche Pessin e.V. (EKBO). 2009 stand die Dorfkirche Pessin vor der baupolizeilichen Sperrung. Ein deutlicher Verlust an Kirchgängern in den vergangenen 10 Jahren kam als weitere Herausforderung hinzu. Es dauerte daher nicht lang, bis 2010 der Förderverein Dorfkirche Pessin e. V. im 650 Einwohner zählenden Pessin (im Westen Brandenburgs) mit 14 Gründungsmitgliedern startete; heute sind es stolze 55 Fördervereinsmitglieder. Innerhalb des Vereins gibt es eine aktive Arbeitsgruppe der Dorfchronisten. Zwei Erfolgsfaktoren beschrieb Andreas Flender: die Einbeziehung der Menschen und regionale Vereinspartnerschaften.

Das Kirchgebäude als kulturelles Erbe zu würdigen und die Erhaltung dieses Kulturerbes als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu betrachten, ist eines der Ziele, denen sich der Förderverein Dorfkirche Pessin e.V. bis heute stellt.

Auch die aktuellen Fragestellungen wie „Heizung aus?“ und „Auf Konzerte und Veranstaltungen verzichten?“ bewegen den Förderverein.

Zwei solcher Fördervereine sind unter dem Dach der Evangelischen Kirchengemeinde Havelländisches Luch (EKBO) beheimatet.

Welche Motivationen bewegen nun zur Gründung von städtischen Fördervereinen? Alexander Manzke, Vereinsvorstandsvorsitzender des Kirchbauvereins Weixdorf e.V., Dresden (EVLKS), berichtete, welche Gedanken der Gründung seines Kirchbauvereins am Rande der sächsischen Landeshauptstadt Dresden im Jahr 2020 vorangingen, welches Für und Wider abzuwägen war und welchen aktuellen Herausforderungen sich die Vereinsmitglieder bis heute stellen. Als Kirchenvorstand erreichen wir nur die eigenen Mitglieder. Wie erreichen wir also auch Kirchenferne?“ beschrieb Alexander Manzke eine Herausforderung und machte sogleich Mut. „Es gibt Menschen im Ort, die sich für das Baudenkmal Kirche durchaus sehr interessieren, die auch offen sind für eine persönliche Ansprache. In der Dorfbevölkerung wird ehrenamtliches Engagement wie in einem Förderverein geschätzt, gewürdigt und auch verbalisiert.“

Als Gesamtresümee unterstrich Dorothe Ehlig die Bedeutung von kirchlichen Fördervereinen: „Hinter deren Kulissen verbirgt sich ein Potenzial an persönlichem Engagement in Verbindlichkeit, an Ideenreichtum, an Gemeinsinn und Teilhabe über kirchgemeindliche Grenzen hinaus. Fördervereine unterstützen das kirchliche Fundraising ganz praktisch und handfest!“

Im Webinar 4 „EU-Fördermittel in Stadt und Land“ erörterte Dr. Johan Wagner, Referent für Fördermittel der EKBO, die W-Fragen: Wer fördert wo, wen, was und wie? Warum sollte die Europäische Union kirchliche Projekte fördern? Dr. Johan Wagner vermittelte die gute Nachricht: „Oftmals will die Europäische Union ähnliche Ziele wie die Kirche erreichen.“ Kirchliche Initiativen und Kooperationen können erfolgreich EU-Fördermittel einsetzen. Dafür ist es gut, Schritt für Schritt vorzugehen, um einen bewussten Weg durch den EU-Förderdschungel zu wählen. Die Herausforderungen in Stadt und Land sind dabei ähnlich, gleichzeitig gilt es, einige Unterschiede im Blick zu behalten. Als Hilfestellung für die Umsetzung erläuterte Dr. Johan Wagner Praxisbeispiele von EU-Fördermittelprojekten aus Stadt und Land und beiden beteiligten Landeskirchen. Zudem gab er diesen Hinweis mit: „Projekte haben ein Anfang und ein Ende. EU-Fördermittel dienen daher nicht der dauerhaften Finanzierung!“

Block III - Kommunizieren

Der dritte Block „Kommunizieren“ thematisierte (digitale) Instrumente der Gemeindekommunikation im Fundraising (Webinar 5) und die praktische Umsetzung von Online-Spendentools (Webinar 6).

Im Webinar 5 „(Digitale) Instrumente der Gemeindekommunikation im Fundraising“ stellte Sonja Harken dar, dass Fundraising und Gemeindekommunikation Hand in Hand gehen. Wir sollten potenzielle Spendende und Fördernde dort erreichen, wo sie sind – und das ist zunehmend online.“ Selbst ältere Zielgruppen sind vermehrt digital erreichbar: laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2021 seien 77 % der Generation 70+ online, 42 % der Generation 70+ seien sogar täglich online.

Es gelte, analoge und digitale Kommunikationsinstrumente ergänzend einzusetzen und damit hybrid zu kommunizieren. Als effektivste Online-Instrumente stechen unter den möglichen Online-Kommunikationskanälen drei Werkzeuge heraus: Website, Social Media und E-Mail. Für diese drei Online-Tools gab Frau Harken praxisbezogene Empfehlungen für deren Einsatz.

In der Praxis stellt sich oft die Frage „Geschafft: Online-Spendentool zugelegt – und nun?“ Diese Frage beantwortete Johannes Schrader, Fundraiser im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Melle-Georgsmarienhütte, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers, Osnabrück, im Webinar 6 „Praktische Umsetzung im Online-Fundraising“.

Nur die Einbindung eines Spendenformulars wie kollekte.app, Altruja und twingle oder eines Spendenformulars von der KD-Bank oder der Evangelischen Bank führt (noch) nicht zu Spenden. Mit dem Spendenbutton an prominenter Stelle auf der eigenen Website ist die Arbeit noch lange nicht getan.

Unter dem Leitsatz „Beziehung schaffen und Beziehung pflegen generiert Masse!“ zeigte Johannes Schrader Möglichkeiten auf, Unterstützende zum eigenen Spendenformular zu leiten und gab Tipps, worauf dabei zu achten sei.

Zuerst brauche es die personalisierte Bitte um eine Spende und den Überweisungsträger als Erinnerung, auch im digitalen Raum. Wir müssen die Aufmerksamkeit potentieller Spenderinnen und Spender darauf richten, dass wir auf Spenden angewiesen sind und mit Spenden umgehen können!“, so Johannes Schrader. „Schaffen Sie niedrigschwellige Kontaktflächen und eine Sichtbarkeit für Spenden. Das kann auch der QR-Code am Schaukasten sein.“ Für die digitale Spendenbitte empfahl er zudem ganz praktisch weiter: „Die Menschen lesen heute in Bus und Bahn, achten Sie darauf, dass Ihre Spendenbereiche auf der Website auch für digitale Endgeräte geeignet sind.“

Der Kirchenfundraisingtag 2022 bot unter dem Thema „Fördern & Bitten“ insgesamt eine kompakte Online-Schulung innerhalb von drei Stunden in den frühen Abendstunden, um auch einer der wertvollsten und zahlenmäßig stärksten Ressource im Bereich von Kirche die Teilnahme zu ermöglichen: den Ehrenamtlichen, die tagsüber ihrem regulären Beruf nachgehen. Ehrenamtliche spenden neben ihren Talenten und Begabungen nicht nur ihre Zeit, sondern sind mit den hauptamtlich Mitarbeitenden gemeinsam das beste Aushängeschild einer funktionierenden Gemeindearbeit und können - gut informiert -Multiplikatorenwirkung entfalten.

Für das Entfalten von Potentialen boten alle sechs Webinare eine Fülle an Schätzen für Fundraising und Fördermittel im kirchlichen Kontext: Expertenwissen und praktische Beispiele, Tipps, Ideen und Impulse – alle Referentinnen und Referenten brachten die eigenen Kompetenzen, Erfahrungen und persönlichen Gaben bestmöglich ein und ließen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilhaben und mitgestalten. Ganz im Sinne des kirchlichen Fundraisings, das alle Gaben, Ressourcen und Talente einer Gemeinde gleichermaßen einbeziehen und heben möchte, um mit den Unterstützenden ein gemeinsames Anliegen zu erreichen und so den kirchlichen Auftrag bestmöglich zu unterstützen.

Das gemeinsame Anliegen des Kirchenfundraisingtages 2022 war es, zu ermutigen und zu befähigen: zur Beantragung von Fördermitteln und zur Gründung von Fördervereinen, zum Start in das Fundraising und zur Durchführung erster Fundraising-Projekte, zum Ausbau von Fundraising und zur Ergänzung wie Verbesserung der bereits eingesetzten Fundraising-Instrumente und Werkzeuge sowie zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch und zum voneinander lernen.

Eine derzeit laufende Online-Umfrage unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kirchenfundraisingtages 2022 soll belastbare Aussagen und Ergebnisse für künftige Kooperationen zwischen EVLKS und EKBO im Fundraising herausstellen.

In der Zwischenzeit stehen die Veranstalterinnen Dorothe Ehlig für die EVLKS und Silke Hannemann für die EKBO gern als Ansprechpartnerinnen in der jeweiligen Landeskirche zur Verfügung und wünschen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kirchenfundraisingtages 2022 für alles Umsetzen in die Praxis von Herzen viel Freude und viel Erfolg.

Bericht: Dorothe Ehlig (EVLKS) und Silke Hannemann (EKBO)


Einen Programmüberblick über alle Webinare bietet auch der Flyer zum Kirchenfundraisingtag 2022.

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Bericht vom Kirchenfundraisingtag 2021

 

DRESDEN – Rund um Fundraising und Fördermittel hat am 9. September im Online-Format von 16:00 – 19:00 Uhr der Kirchenfundraisingtag 2021 stattgefunden. Gleich mehrere Premieren machten diesen zu einer Besonderheit. Erstmals wurde die Veranstaltung gemeinsam durch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens (EVLKS) in Kooperation mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) durchgeführt. Und erstmals als Online-Tagung angesichts der aktuellen pandemischen Herausforderungen. 

Der Kirchenfundraisingtag hat in Federführung der sächsischen Landeskirche bereits eine lange Tradition. Als fester Bestandteil ist er in den Sächsischen Fundraisingtag integriert, der jährlich durch das Fundraiser Magazin veranstaltet wird – in normalen Zeiten in Präsenz an der Technischen Universität Dresden. In diesem Jahr richtete das Fundraiser Magazin die Tagung als kompaktes virtuelles Format aus – denn der Wunsch zum fachlichen Vernetzen und Austausch ist unverändert groß. 

Kirchenfundraisingtag erstmals online

 

Mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der gemeinsamen Einladung beider Landeskirchen - aus Kirchgemeinden, Kirchenkreisen, kirchlichen Werken, Einrichtungen, Fördervereinen und Stiftungen - von nah und fern. Haupt- und Ehrenamtliche aus der Prignitz und Wittstock-Ruppin im nördlichen Brandenburg waren ebenso dabei wie kirchliche Akteure aus Potsdam, Berlin und dem Berliner Umland, aus ganz Sachsen bis hin zu Schwestern und Brüdern aus Bremen, Hamburg, Tübingen, der Slowakei und Tschechien. Mehrheitlich hatten die Teilnehmenden noch keine Vorkenntnisse. Sie wollen mit Fundraising oder Fördermitteln starten – das Interesse und der Informationsbedarf an diesen Themen im kirchlichen Kontext sind da, werden zunehmend größer und wichtiger, wie die während der Online-Veranstaltung durchgeführten Umfragen zeigen. 

 

Was wurde den Teilnehmenden geboten? Ein Mix aus Grundlagenwissen der Fundraising- und Fördermittel-Arbeit und sehr viel Praxis – und dies unter dem Lehrtext des Tages: „Wir sind Gottes Mitarbeiter.“ (1. Kor. 3,9). Dieser Lehrtext ist Gabe und Aufgabe/Auftrag zugleich, denn die kirchlichen Aktivitäten in den Bereichen Fundraising und Fördermittel dienen der Verkündigung des Evangeliums, so die landeskirchliche Fördermittel- und Fundraisingreferentin der EVLKS, Dorothe Ehlig, bei der Begrüßung und Verabschiedung. Dass hierbei auch große Reichweiten in das nichtkirchliche Umfeld erzielt werden können, zeigten anschaulich die drei präsentierten Praxisbeispiele. 

Einleitend ging Silke Hannemann, verantwortlich für das landeskirchliche Fundraising in der EKBO, auf die Schätze im kirchlichen Fundraising ein. Fundraising sei eine Frage der inneren Haltung und Bereitschaft. Neben diesem Fundus berge das kirchliche Fundraising Schätze in der christlichen Tradition und in den kirchlichen Mitgliederdaten. Besonders die Meldedaten böten für den Einsatz von Fundraising-Instrumenten wie vor allem Spendenbriefe und Mitgliederorientierung einen unschätzbaren Vorteil gegenüber anderen spendensammelnden Organisationen, sagte sie.

Anschließend ergänzte Matthias Daberstiel aus seiner Erfahrung der Spendenagentur, welche Ressourcen in Gemeinden selbst liegen. So sei Fundraising Teamarbeit der Ehren- und Hauptamtlichen miteinander. Dazu brauche es zunächst die vielfältigen Gaben von Jung bis Alt in der Gemeinde selbst, vom IT-affinen Erbsenzähler, dem Allrounder-Organisator über den Netzwerker bis hin zum Seniorenkreis, dessen Mitglieder bei einem Adventsnachmittag die Spendenbriefe einer Kampagne eintüten. 

Pfarrer Andreas Fünfstück (EKBO) und Pfarrer Christoph Rechenberg (EVLKS) erläuterten, welche identitätsstiftenden Projekte sie mit europäischen Fördermitteln für den ländlichen Raum namens LEADER in ihren jeweiligen Gemeinden um Görlitz und Meißen erfolgreich umsetzen konnten und welche positiven Wirkungsentfaltungen erreicht werden können, wenn sich Kirche in die regionale Entwicklung des Gemeinwesens im LEADER-Prozess einbringt und mit anderen Akteuren im ländlichen Raum zusammenarbeitet. 

 

In den Bundesländern Brandenburg und Sachsen laufen 2021 und 2022 die Vorbereitungen für die nächste EU-Förderperiode, die nach einer Übergangsperiode ab 2023 startet. Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt für kirchliche Akteure, sich in die Entwicklung des ländlichen Raums über den LEADER-Prozess proaktiv einzubringen.

 

Unter dem Motto „Gib festen Halt“ stellte Pfarrer Dr. Wolf-Jürgen Grabner (EVLKS) seine erfolgreiche Spenden-Kampagne für die Dresdner Kirche Leubnitz-Neuostra vor, die - begleitet durch die Beratung von Matthias Daberstiel, Spendenagentur - im Zeitraum Herbst 2019 bis Jahresbeginn 2021 und somit mitten durch Corona-Pandemiezeiten hindurch bisher 272.000 Euro Spenden erzielte. Von den etwa 1.600 Spenderinnen und Spendern seien allein rund 30 Prozent aus der eigenen Gemeinde gekommen. Es hätten aber auch viele Nicht-Kirchenmitglieder gespendet. Dazu kämen ehemalige Gemeindemitglieder, die nicht mehr in Dresden leben würden, aber sich immer noch mit „ihrer alten“ Kirche verbunden fühlten, resümierte Pfarrer Dr. Grabner. Die Spannbreite der Spenden habe von 7,41 Euro (kleinste Spende) bis zu 10.000 Euro (größte Spende) gereicht. Die aufgebauten Beziehungen, insbesondere über den „Tellerrand der eigenen Gemeinde“ hinaus, gelte es nun, auch zu pflegen. 

Mira Körlin, EVLKS, rundete die Tagung mit praktischen Tipps aus ihrem Alltag als Pressereferentin für die Evangelisch-Lutherischen Kirchenbezirke Dresden ab. Denn ohne gute Presse- und Öffentlichkeitsarbeit funktioniert keine Spenden-Kampagne. 

Jede Referentin und jeder Referent gab die eigenen „Schätze“, die eigenen Kompetenzen und Erfahrungen sehr authentisch wieder. Und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten sich während der Online-Tagung aktiv und vielfältig mit Fragen und eigenen Beiträgen per Chat ein. Das virtuelle Format bot zudem die Möglichkeit, zum Wiedersehen zwischen Pfarrerinnen und Pfarrern aus beiden Landeskirchen. Die Rückmeldungen waren durchgehend sehr positiv. Besonders die praktischen Bezüge und die Kooperation zwischen EVLKS und EKBO wurden als sehr gelungen hervorgehoben. 

Die beteiligten Landeskirchen freuen sich sehr über den Erfolg der Veranstaltung und blicken gemeinsam weiter in die Zukunft: Der nächste Kirchenfundraisingtag in 2022 soll wieder in Kooperation der EVLKS und EKBO stattfinden. Denn Teile der EKBO befinden sich auch in Sachsen. „So liegt es nah, die regionale Verbundenheit über Kooperationen zu unterstreichen. Nähe, Mitgestalten und Teilhabe sind ja auch wichtige Spendenmotive im Fundraising“, so Silke Hannemann (EKBO). Dorothe Ehlig (EVLKS) bekräftigt, „Kirchen müssen sich vernetzen und voneinander lernen. Vor allem nach draußen gehen und mit dem Herzen Menschen für unseren kirchlichen Auftrag begeistern.“ Schließlich würden Menschen ihre Zeit, ihre Gaben und auch ihr Geld mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf spenden.
Wie kirchliche Akteure unterstützt werden können, wie Fördermittel und Spenden für die gute Sache eingeworben werden, das solle auf dem nächsten Kirchenfundraisingtag 2022 weiter thematisiert werden. Ob digital oder in Präsenz, die verfügbaren Optionen überlegen sich die Veranstalter schon jetzt.

 

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Bericht vom 16. Sächsischen Fundraisingtag und vom 13. Kirchenfundraisingtag am 5.September 2019

Beim diesjährigen 16. Sächsischen Fundraisingtag und dem 13. Kirchenfundraisingtag der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens standen der Austausch und die Teilhabe an Erfahrungen in den Impulsvorträgen und den zahlreichen Workshops und Seminaren im Vordergrund.

Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Referentinnen und Referenten trafen sich an gewohntem Ort – dem Andreas-Pfitzmann-Bau mit der Fakultät Informatik der TU Dresden. Unter den Besuchern fanden sich auch haupt- und ehrenamtliche Tätige aus Kirchgemeinden, evangelischen Schulen und Kindertageseinrichtungen sowie diakonischen und caritativen Einrichtungen.

Das Seminar zum kirchlichen Fundraising wurde  von der im Landeskirchenamt zuständigen Referentin für Fördermittel und Fundraising, Dorothe Ehlig, vorbereitet und geleitet. Es widmete sich in diesem Jahr besonders der Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Fördervereinen mit unterschiedlichen Aufgaben und der Kirchgemeinde. Dazu waren neben dem Pfarramtsleiter des Ev.-Luth. Kirchspiels Radeberger Land, Pfarrer Johannes Schreiner, auch der Radeberger Kantor, Rainer Fritzsch, sowie der Vorstand des Vereines „Klanghaus – Musikschule im Ev.-Luth. Kirchspiel Radeberger Land“, Herr Dr. Stephan Koch,  und das Gründungs- und Vorstandsmitglied des  Kirchbauvereins Wachau, Herr Marcus Dankelmann, angereist.

Die Referenten aus Radeberg berichteten aus ihren ganz unterschiedlichen Perspektiven von den Herausforderungen in Vergangenheit und Gegenwart bei der Bewältigung der jeweiligen Aufgaben: ob im Kirchspiel oder im Förderverein. Pfarrer Schreiner ermutigte dazu, sich als Kirchgemeinde immer wieder Fragen zu stellen: In welchem Raum befinden wir uns? Was können wir tun: in diesem Lebens- und Glaubensraum, aber auch für diesen?  Wo liegen die Chancen und Möglichkeiten, um Stagnation, Resignation und Lähmung zu überwinden und den Raum um uns in den Blick zu nehmen? Keine Mängelverwaltung und –diskussion, sondern das anpacken, was uns vor den Füßen liegt. Dazu bedarf es starker und verlässlicher Partner, die das Kirchspiel im Laufe der Jahre und bis heute fand: Bereits 2007 gründete sich der Kirchbauverein Wachau e. V., um für den Erhalt der Kirche und des Pfarrhauses in Wachau zu sorgen. 2010 konstitutierte sich aus der Kirchgemeinde heraus der Verein „Klanghaus – Musikschule im Ev.-Luth. Kirchspiel Radeberger Land, 2015 kam der Verein „Mehrklang – Verein zur Förderung der Kirchenmusik in Radeberg“ hinzu.

Im Laufe der Zeit entwickelten sich aus Koexistenzen sinnvolle und nachhaltige Kooperationen im Raum und in der Region, nicht nur mit den Fördervereinen, sondern auch mit anderen Partnern: der kommunalen Gemeinde, anderen Vereinen usw. Und immer wieder neu stellen sich diese Fragen: Wen brauchen wir als Kirchgemeinde? Wer braucht uns als Kirche? Zeit und Vertrauen waren auf dem Weg bis zu der Erkenntnis nötig:  Zusammenarbeit gelingt zwischen selbstbewussten Partnern, Zusammenarbeit braucht Verlässlichkeit, sie bringt aber auch Verlässlichkeit.

Und so haben viele Kooperationspartner ihren Platz im oder um das Kirchspiel gefunden und bearbeiten ihre eigenen Schwerpunkte mit Kompetenz und dem eigenen Know-how: ob die Fördervereine, die evangelische Kindertageseinrichtung, eine Freie Evangelische Grundschule… In Summe unterstützen und entlasten sie das Kirchspiel aufgabenzentriert und gleichzeitig gabenorientiert. Kooperationen eingehen immer dort, wo es sinnvoll ist und wo sich Partner selbstbewusst und auf Augenhöhe begegnen. An diesen Erfahrungen mit allen Höhen und Tiefen gaben die Referenten aus Radeberg Anteil. Lesen Sie selbst in der dazugehörigen Präsentation.

Kantor Lucas Pohle aus Crostau in der Oberlausitz hingegen berichtete aus seinem mittlerweile reichen Erfahrungsschatz mit Antragstellungen und Abrechnungen im EU-Programm für den ländlichen Raum LEADER. Aufgrund der besonderen Förderschwerpunktsetzung „Erhaltung des kulturellen Erbes“ in der LEADER-Region Bautzener Oberland konnten so seit 2016 mehrere Konzerte (Weihnachtsoratorium, Magnificat  von J. S. Bach), CD-Produktionen an der Silbermannorgel Crostau als auch Fassade, Turm, Glockenstuhl und das Geläut der Kirche Crostau aus EU-Mitteln gefördert werden. Die nächsten Antragstellungen für 2020 (die aktuelle EU-Förderperiode endet mit dem Jahr 2020) sind schon in Vorbereitung.

Der für den 10. September 2020 geplante 17. Sächsische Fundraisingtag und 14. Kirchenfundraisingtag der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens musste aufgrund der Corona-Pandemie leider ABGESAGT werden.

2021 haben wir uns für ein kompaktes virtuelles Format (ZOOM) eines Kirchenfundraisingtages entschieden (Bericht siehe oben). 

Wir hoffen, Sie im Jahr 2022 wieder zu einer Präsenzveranstaltung im Rahmen des Sächsischen Fundraisingtages begrüßen zu können.

Bildergalerie: Fundraisingtag 2019

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